1914-10-11-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 1914
Zentraljournal: 1914-A.S.-2286
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 10/11/1914 07:45 PM
Telegramm-Ankunft: 10/12/1914 03:05 AM
Praesentatsdatum: 10/12/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1022
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 1022
Therapia, den 11. Oktober 1914

Im Anschluß an Telegramm Nr. 1010.

Djemal Pascha ist gestern Abend von Enver in der verabredeten Weise vor eine Entscheidung gestellt worden und hat sich vollkommen auf die Seite der Aktionspartei gestellt. Infolgedessen erschienen heute Halil, Talaat Bey, Enver und Djemal bei mir und erklärten: Admiral Souchon werde mit ausschließlicher Befehlsgewalt an die Spitze der türkischen Flotte gestellt werden und von Enver die Weisung erhalten, gegen russische Flotte loszuschlagen, sobald ich in der Lage sei, nachzuweisen, daß mir 2 Millionen Pfund türkisch in bar oder in Barren für die Türkei zur Verfügung stünden. Auf einen Vorschuß verzichte die Türkei und verlange Auszahlung von mir der jeweils erforderlichen Summe erst nach Beginn der Souchon’schen Aktion. Der Rest der Anleihe könne vorläufig in Berlin verbleiben und später nach und nach hierher überführt werden. Dagegen müsse die Aktionspartei angesichts der Haltung Rumäniens die absolute Sicherheit besitzen, hier über die für die Führung eines längeren Krieges erforderlichen baren Mittel in jedem Falle verfügen zu können.

Die Herren baten mich, unsere Verhandlungen vor jedermann, insbesondere vor Großvesir und Mahmud Muhktar Pascha geheim zu halten. Bezüglich letzteren bestünde die Gefahr, daß er an Großvesir berichtet. Sobald die 2 Millionen Pfund türkisch hier eingetroffen seien, werde Großvesir vor Alternative gestellt werden, sich der Aktionspartei anzuschließen oder abzudanken. Großvesir werde wahrscheinlich einlenken, wenn nicht, werde ein neues Ministerium noch in derselben Stunde gebildet werden. Sobald Geld hier eingetroffen, könne Mahmud Muhktar Pascha mit Finalisierung des Anleihevertrags beauftragt werden.

Ich stehe dafür ein, daß, sobald ich in den Besitz gesetzt bin, die Türkei losschlägt. Gold liegt, wie ich höre, auch in Budapest und Bukarest. Ich nehme an, daß vor Begräbnis des Königs Carol Rumänien die Transporte noch durchlassen wird. Nötigenfalls müßten dieselben von Frh. v.d. Bussche selbst oder durch Militär-Attaché durch Rumänien geleitet werden. Größte Eile dringend nötig.


[Wangenheim]
[Zimmermann 12.10.an Bethmann Hollweg ]

1 Million £ türkisch in Gold geht heute Abend nach Konstantinopel ab. Gleichzeitig wird dorthin gemäß dem Vorschlag des Botschafters bei A.S. 2282 (liegt bei) eine Million Stück in 20 Markscheinen übersandt, sodaß die deutschen Banken in Konstantinopel vorläufig die zwei Million £ aus ihren Beständen zur Verfügung halten können. Freiherr Wangenheim entsprechend verständigt.



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