1914-09-11-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 22402
Zentraljournal: 1914-A.H.-806
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 09/11/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 363
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Jagow)

Telegraphischer Bericht



Nr. 363

Berlin, den 11. September 1914

Der Kaiserliche Botschafter in Konstantinopel telegraphiert unter Nr. 771:

„Konsul Loytved telegraphiert aus Haiffa von gestern:

Heute über Egypten eingetroffen. Da ich mit dänischem Pass fuhr konnte ich mich Alexandrien und Port Said frei bewegen. Die deutschen u. österreichischen Konsuln müssen bis morgen Egypten verlassen. Die übrigen Deutschen stehen unter scharfer polizeilicher Aufsicht und glauben auch demnächst ausgewiesen zu werden, weil England fürchtet, dass sie die Eingeborenen über die wirkliche Kriegslage aufklären können. Jeder Reisende wird bis aufs Hemd durchsucht, die erste Frage ist: Haben Sie deutsche Zeitungen. Geldbeträge über 20 Pf. Sterling werden den Reisenden abgenommen, um etwaigen Bestechungsversuchen vorzubeugen. Von dem zurückgehaltenen Geld werden täglich 1/2 Pf. Sterling dem Berechtigten ausgezahlt. Es macht sich bei den Engländern eine starke Nervosität bemerkbar. Sie fürchten vor allem Angriff der Türken auf Egypten. Am Suezkanal sollen alle hundert Meter 3 Soldaten wachen und der Kanal soll verschanzt werden. In Port Said und im Roten Meer sind je 2 englische Kreuzer. In Al Arisch sollen Offiziere von 2 englischen Kreuzern versucht haben, Beduinen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Die seit dem 25. v.M. in Egypten erwarteten 40 bis 50000 indischen Truppen waren bis vorgestern nicht eingetroffen. Es laufen verschiedene Gerüchte über ihr Ausbleiben. Einige behaupten, Cholera, andere Aufstand sei ausgebrochen. Tatsächlich sind in Suez grosse Landungsanlagen angebracht und dort wie in Port Said stehen viele Waggons für Transporte bereit. Die indischen Truppen werden täglich erwartet, um Egypten oder in Frankreich verwandt zu werden. Die egyptische Besatzungsarmee ist noch in Egypten. Die Mohamedaner in Egypten sind aber deutsch-freundlich und beten in den Moscheen für den Sieg Deutschlands.“

4 Stellen informiert.


[Zimmermann]



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