1916-01-17-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20042; R 20043
Zentraljournal: 1916-A.S.-187
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 01/17/1916
Telegramm-Ankunft: 01/18/1916 02:00 AM
Praesentatsdatum: 01/18/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 6

Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Treutler) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Belgrad, den 17. Januar 1916

Der Chef des Generalstabes glaubt auf Grund der militärischen Lage, daß der Augenblick gekommen ist, in dem Rumänien Farbe bekennen muß. Für diese Ansicht findet er eine Bestärkung durch die Tatsache, daß Rumänien hinter unserem Rücken Getreide an England verkauft hat. Denn wenn diese Schiebung auch auf die Handlungsweise eines einzelnen, uns besonders feindlich Gesinnten zurückzuführen oder als verkappte Anleihe anzusprechen wäre, so zeigt sie doch, wessen wir uns versehen müssen und welchen Gefahren wir ausgesetzt sind. General von Falkenhayn würde deshalb von seinem Standpunkt aus einverstanden sein, wenn Freiherr von dem Bussche beauftragt würde, dem König Ferdinand zu eröffnen, daß wir eine eventuelle Offensive gegen Bessarabien in Aussicht nehmen.

Vor definitiven Entschlüssen müßten wir freilich wissen, ob Rumänien sich in diesem Fall gegen das Versprechen der Überlassung Bessarabiens bereit finden würde, an unsere Seite zu treten, wobei wohl ein Regierungswechsel zu Gunsten der konservativen Partei Vorbedingung sein würde. Im Bejahungsfalle würden Verhandlungen über gemeinsame militärische Maßnahmen, ähnlich wie es mit Sofia der Fall war, einzuleiten sein. Ich erklärte unter seiner Zustimmung, daß die betreffende Demarche auch nur von fern her kein Ultimatum darstellen dürfte, sondern uns auch im Falle einer Ablehnung weiter gute Beziehungen zu Rumänien möglich lassen müsse, sofern dieses in der Getreidefrage unsere Wünsche erfülle.

Der General bittet Euere Exzellenz zu diesem Vorschlag Stellung zu nehmen. Im Falle des Einverständnisses glaubt General von Falkenhayn, daß jedenfalls die verbündeten Heeresleitungen vertraulich in Kenntnis gesetzt werden müßten wie ja wohl Euere Exzellenz auch Wien und Sofia orientieren würden.

Vielleicht wäre zu erwägen, ob für diese Schritte die Mitwirkung des Fürsten Hohenzollern angezeigt wäre.


[Treutler]
[Jagow am 19.1. (Nr. 13) an Treutler]

Baron Bussche, der Sonntag wieder in Bukarest sein wird, hat Auftrag, dem König zu eröffnen, daß wir eventuell Offensive in Bessarabien in Aussicht nehmen würden, falls Rumänien sich entschließen würde, auf unsere Seite zu treten. Hierzu würden Versprechungen über gemeinsame militärische Maßnahmen stattfinden müssen, zu denen rumänischer Offizier in strengstem Geheimnis ins Hauptquartier entsandt werden müßte. Mit Bratianu könnten wir nach dessen bisheriger Haltung über Angelegenheit nicht verhandeln. König müsse sich also zu Ministerwechsel entschließen.

Rumänen stehen augenblicklich offenbar wieder unter Eindruck der Kämpfe bei Czernowitz, es wäre erwünscht, für König bestimmte Angaben zu erhalten, daß jetzige russische Offensive keine Aussicht auf Erfolg hat.



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