1916-03-11-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20056
Zentraljournal: 1916-A-6602
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 03/12/1916 07:00 PM
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 22
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts (Jagow) an den AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Treutler)

Telegraphischer Erlaß


Berlin, den 11. März 1916

Abschrift (Angabe).

Der türkische Botschafter suchte mich auf, um wie er sagte, vertraulich mit mir über Albanien zu sprechen. Man habe in Konstantinopel gehört, die Bulgaren wollten Prisren und Pristina haben. Die Türkei habe gewiß nicht den Wunsch, Albanien wiederzuerhalten. Aber sie habe ein Interesse daran, daß Albanien ein lebensfähiges Gebilde würde. Unter dem Schutz einer Großmacht, wie Österreich-Ungarn sei dies gut möglich. Ob mit oder ohne muhamedanischen Fürsten, sei eine Nebenfrage. Aber es dürften nicht die wertvollsten Teile wie Prisren und Pristina, abgetrennt werden. Zudem seien diese Orte zu 3/4 bezw. 2/3 muhamedanisch. In demselben Verhältnis seien sie albanisch bezw. serbisch. Bulgaren gäbe es dort überhaupt nicht. Die bulgarische Prätension sei durchaus ungerechtfertigt. Wenn die Bulgaren die genannten Gebiete erhielten, so sei das gleichbedeutend mit der Unterdrückung bezw. Ausrottung des muhamedanischen Elements. Unter österreichischer Herrschaft sei das nicht der Fall, wie die Erfahrung in Bosnien lehre. Andrerseits könne das albanische Volk ein nützliches Element für den Balkan werden. Bulgarien dürfe nicht zu mächtig werden. Seine Regierung hoffe, daß Deutschland die Annexion von Prisren und Pristina an Bulgarien nicht zulassen werde. Sein Kollege in Wien habe den Auftrag, dort in gleichem Sinne vorstellig zu werden.

Ich habe Hakki Pascha erwidert, daß die Bulgaren, speziell der König Ferdinand, allerdings entsprechende Wünsche hegten, daß sie damit aber auf Widerstand in Wien gestoßen seien, und daß die Frage infolgedessen zunächst vertragt sei.


[Jagow]



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