Für Staatssekretär
Ganz geheim.
General von Falkenhayn bittet aus ernsten militärischen Gründen tunlichst schnell festzustellen, was die Oesterreicher auf die italienischen Forderungen tun werden. Am besten wäre es ja wenn Wien dazu gebracht werden könnte, die Verhandlungen in unsere Hand zu legen, sie aber jedenfalls in dem Sinne zu führen dass bei möglichster Abhandlung an den jetzigen Forderungen Oesterreich grundsätzlich nachgibt. Ueber diesen Punkt müsste sofort für uns Klarheit geschaffen werden. Die militärische Lage fordert baldigste Einsetzung von Truppen in den Karpathen um dort die Russen zu schlagen, und zwar in beiden Fällen wie Italien sich auch entscheiden möge. Der General v. Falkenhayn hat mir aber zugesagt dass er die dazu nötigen Truppenbewegungen nicht einleiten und vorläufig an Conrad garnichts drahten will, ehe nicht Oesterreich sich gebunden hat, denn sobald er sich dort zur Hilfe bereit zeigt, ist an das so erwünschte Nachgeben Wiens Rom gegenüber natürlich nicht mehr zu denken. Aus der oben erwähnten absolut militärischen Notwendigkeit, bald Kräfte in die Karpathen zu werfen, geht hervor dass der Druck auf Oesterreich in dem skizzierten Sinne schnell und stark erfolgen muss. Ich befürchte sonst dass v. Falkenhayn dieses einzige Pressionsmittel aus rein militärischen Gründen auf der Hand geben muss.
Um den Oesterreichern ihren Entschluss zu erleichtern wird jeder Druck auf Italien willkommen geheissen; daher begrüsst General v. Falkenhayn dringend ebenso eine Demarche des Kaisers als eine persönliche Einwirkung Ex. Exzellenz auf Sonnino.