1914-09-11-DE-006
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Quelle: DE/PA-AA/R 20170
Zentraljournal: 1914-A.S.-2026
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 09/11/1914 06:30 PM
Telegramm-Ankunft: 09/12/1914 12:45 PM
Praesentatsdatum: 09/12/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 294
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Geschäftsträger in Bukarest (Waldhausen) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 294

Sinaia, den 11. September 1914

Fortsetzung des Telegramms 291.

Sollten eingeborene Truppen auch aus Egypten nach Marseille gesandt werden, so müßte die türkische Regierung dagegen protestieren, ebenso Egypten; doch sei der Khedive nicht in Egypten. Die Türkei habe die Kapitulationen aufgehoben. Deutschland und Österreich würden klug daran tun, dies hinzunehmen, man könne ja nach dem Krieg versuchen, dagegen aufzutreten. Als ich auf die Schwierigkeiten aufmerksam machte, die England in Indien und Egypten, Rußland in Transkaspien, Frankreich in Marokko, Algerien und Tunis entstehen würden, wenn der Sultan den Krieg erklärte, wies der König auf die hierin liegende große Macht der Türkei, die diese selbst nicht kenne hin und meinte man müsse die Türken darauf aufmerksam machen.

Zum Beweis für das Mißtrauen das Rumänien gegenüber Bulgarien haben müsse, anführte König, daß General Fitschew erklärt habe, Bulgarien müsse Rumänien angreifen, wenn es gegen Rußland und auch wenn es gegen Österreich vorginge. Er sprach gegen das bulgarische Verlangen einer schriftlichen Erklärung Rumäniens auch mit dem Hinweis, daß Rumänien ja doch auch auf Griechenland eingewirkt habe, damit dasselbe nicht mit Serbien gehe. Er habe dem König Konstantin durch den Prinzen Nicolaus raten lassen, er möge sich nicht zu sehr an die Triple-Entente anschließen. Talaat Bey habe er erklärt, daß die Türkei Griechenland bedrohen müsse, damit es nicht mit Serbien ginge. Die Drohung brauche ja nicht ausgeführt zu werden. Talaat Bey sei in Konstantinopel indiskret gewesen, er habe dort gesagt, daß Rumänien sich geweigert habe, die schriftliche Erklärung abzugeben, sodaß dies jetzt alle dortigen Botschafter wüßten. Die griechisch-türkischen Verhandlungen würden nur vertagt, nicht abgebrochen werden.

König sprach die Hoffnung aus, daß die Österreicher, die aber einer russischen Übermacht gegenüberständen Erfolge haben möchten und daß sich dann die hiesige Stimmung ändern möchte. Zur Verhängung des Belagerungszustandes, mittels dessen die Hetzereien niedergeschlagen werden könnten, sei die Zustimmung der Kammern nötig, bei deren Einberufung eine unerwünschte Erörterung der Politik des Landes zu befürchten sein würde.


[Waldhausen]



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