1916-09-01-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20096
Zentraljournal: 1916-A-23605
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/01/1916 04:10 PM
Telegramm-Ankunft: 09/02/1916 05:20 AM
Praesentatsdatum: 09/02/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 390
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Sofia (Oberndorff) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 1. September 1916

Herr Radoslawow übermittelt mir durch Note von heute Ersuchen des Kriegsministers auf diplomatischem Wege, bei der deutschen und österreichisch-ungarischen Regierung wegen der hier drohenden Munitionskrise vorstellig zu werden. Die bulgarischen Armeen in Mazedonien brauchten in Zukunft durchschnittlich täglich:

15000 Schuß für Schnellfeuergeschütze,

3000 Schuß für Gebirgsgeschütze Krupp oder Schneider,

1000 Schuß für Feldgeschütze Skoda,

500000 Patronen für Manlichergewehre.

Nach Beginn der kriegerischen Handlungen im Norden müßten diese Zahlen noch um ein Drittel erhöht werden. Alle Beschwerden bei O.K. Mackensen, deutsche Oberste Heeresleitung und Kriegsministerium seien erfolglos geblieben. Der Wortlaut der Note folgt mit nächstem Kurier.

Nach meinem persönlichen Eindruck der letzten Tage ist die Verzögerung der Kriegserklärung tatsächlich durch ernste militärische Bedenken veranlaßt worden, die meines Wissens von zuständiger deutscher Seite als begründet angesehen werden. Zur Hebung der Stimmung, die in der Ungewißheit über Rußlands Vorgehen und die Haltung Griechenlands ernst ist, würde möglichst schnelles Eingehen auf die bulgarischen Munitionswünsche von großem Nutzen sein. Ebenso wäre die Entsendung deutscher Verstärkung zur Hebung des Vertrauens sehr wünschenswert. Seit dem Wegzug der meisten zuvor im Lande stationierten deutschen Truppen macht sich leicht bei den Bulgaren das Gefühl des Verlassenseins geltend, das zu beseitigen wir im gegenwärtigen Augenblick alles Interesse haben.


[Oberndorff.]



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