1915-08-25-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20005
Zentraljournal: 1915-A-25051
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 08/26/1915 12:55 AM
Telegramm-Ankunft: 08/26/1915 04:20 AM
Praesentatsdatum: 08/26/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1901
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Hohenlohe-Langenburg) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Pera, den 25. August.1915.

Der Großwesir und Halil Bey stellten an mich die Frage, wie sich Deutschland Italien gegenüber verhalten werde, nachdem letzteres nunmehr auch der Türkei den Krieg erklärt habe. Entgegnete, daß ich über die Absichten meiner Regierung nicht unterrichtet sei, daß ich indes annehme, eine offizielle Kriegserklärung Deutschlands an Italien werde vorerst nicht erfolgen.

Euerer Exzellenz würde ich für eine Mitteilung der dortigen Absichten eventuell unter Angabe der Gründe dankbar sein. Ich darf dabei bemerken, daß es der türkischen Regierung mit Rücksicht auf die ihr in letzter Zeit entstandenen inneren Schwierigkeiten wertvoll sein dürfte, über unser Verhalten Italien gegenüber wie auch beim Komitee verwertbare Aufklärung zu erhalten.


[Hohenlohe]
[Telegraphische Antwort Jagow 26.8. (Nr. 1596)]

Auf Telegramm Nr. 1901.

Bei Abbruch der Beziehungen haben wir durch Fürst Bülow in Rom erklären lassen, daß unsere Truppen so vermischt mit den österreichischen Verbänden ständen, daß Italiener bei Angriff auf letztere auch auf die unsrigen stoßen würden. Wir wollten damit vermeiden, daß Italien uns das Odium, aller Welt den Krieg zu erklären, zuschieben könnte, und automatischen Eintritt des Kriegszustandes erreichen. Vertraulich. Tatsächlich haben deutsche und italienische Truppen auch bereits verschiedentlich mit einander gekämpft und gegenseitig Gefangene gemacht. Italiener verschweigen dies aber, aller Wahrscheinlichkeit nach, weil sie im Falle des Kriegszustandes mit uns verpflichtet sind, Truppen nach französischem Kriegsschauplatz zu senden, während General Cadorna alle Streitkräfte an Tyrol und am Isonzo conzentriert halten will. Unsere Linien in Frankreich sind zur Zeit aber so dünn, daß wir numerische Verstärkung des Gegners dort möglichst vermeiden müssen, um Durchbruchsgefahr zu verhüten. Daher ist für uns einstweilen italienische Fiktion, daß Krieg noch nicht ausgebrochen, nur erwünscht. Nach den Erklärungen bei Abbruch der Beziehungen wäre jetzt formelle Kriegserklärung unsererseits auch unlogisch, da Fiktion, daß wir bisher im Frieden mit Italien gewesen, bestätigt wurde. Wir müssen abwarten, daß Italien infolge der Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz den Kriegszustand mit uns anerkennt.

Habe gestern Hakki Pascha auf dessen Frage gleiche Erklärung gegeben.



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