1914-09-04-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 22402
Zentraljournal: 1914-A.H.-608
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 09/05/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 277
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Jagow)

Telegraphischer Bericht



Nr. 277.

Berlin, den 4. September 1914

Im Anschluß an Tel. 234 {A.H. 518}

Der K. Botschafter in Konstantinopel telegraphiert unter No. 701:

„Bei Großwesir und Talaat Bey finde ich bis jetzt wenig Geneigtheit, auf den letzten griechischen Vorschlag wegen der Inseln, den ich befürwortete, einzugehen. Talaat Bey meinte, Griechenland verwechsele die Türkei mit China. Entscheidende Ministerratssitzung erst Sonnabend.

Dem griechischen Gesandten, der meine Unterstützung der griechischen Wünsche nachsuchte, habe ich solche weiter zugesagt, dabei aber bemerkt, daß die Schwierigkeiten zwischen Türkei und Griechenland jetzt überhaupt nicht auf der Inselfrage beruhten. Entscheidend für die Türkei sei, daß sie zum Dreibund halte, während Griechenland durch sein Festhalten an Serbien, das in dem Weltkrieg auf Seiten der Tripelentente stehe und sogar Deutschland den Krieg erklärt habe, sich selbst als zum Dreiverband gehörig erklärt. König Constantin, Theotokis und Venizelos hatten mir wiederholt auf das bestimmteste erklärt, daß es für Griechenland nur eine Gefahr gebe, die slawische. Jetzt wolle sich Griechenland für eine slawische Macht gegen den Dreibund opfern. Der Bund mit Serbien habe eine gewisse Berechtigung als Ergänzung des Bukarester Vertrages gehabt. Letzterer aber existiere nicht mehr. Griechenland brauche sich noch nicht einmal auf das Beispiel Italiens zu berufen. Serbien erkläre, daß sein Vertrag mit ihm sich nur auf die durch den Balkanstreit und den Bukarester Frieden geschaffene Lage, nicht aber auf einen Weltkrieg beziehe, in den Serbien verwickelt sei. Schon vor Wochen und dann nochmals hatte ich ihm, dem griechischen Gesandten, auf das bestimmteste erklärt, daß die Lösung aller für Griechenland bestehenden Schwierigkeiten leicht sei, wenn Griechenland seine absolute Neutralität erkläre. Er könne sogar mit dieser Erklärung in Sofia und hier die besten Geschäfte machen. Ich sei fast sicher, daß die Türkei gegen die griechische Neutralität auf die Inseln und anderes verzichten werde. Halte Griechenland dagegen an Serbien fest, so beweise es damit nur seine Zugehörigkeit zur Entente und setze sich bestimmt einem türkischen Angriff aus, wenn es Serbien gegen Bulgarien bewaffnet unterstütze. Kein Türke denke an einen Angriff Griechenlands, wenn letzteres ruhig bleibe.

Ich telegraphiere dasselbe an Graf Quadt.“

Diesseits nichts weiteres veranlaßt.


[Zimmermann]


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