1916-09-04-DE-006
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Quelle: /PA-AA/R 20097
Zentraljournal: 1916-A-23941
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/04/1916
Praesentatsdatum: 09/05/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 260
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in Wien (Tschirschky und Bögendorf) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Wien, den 4. September 1916

Geheim.

Mit Bezug auf meine heutige anderweitige gehorsame Meldung.

Ich erhalte soeben von Baron Burian das gehorsamst angeschlossene Schreiben, betreffend bulgarische Munitionsforderungen, das ich Euerer Exzellenz zur hochgeneigten Veranlassung vorzulegen mir erlaube.


von Tschirschky
Anlage

Wien, am 4. September 1916


Geheim.

Euer Exzellenz!

Der königlich bulgarische Ministerpräsident hat unter dem 1. l. Mts. an den k.u.k. Gesandten in Sofia eine dringliche Note gerichtet, in der er zur Frage des bulgarischen Munitionsbedarfes Nachstehendes zur Ausführung bringt:

Nach Berechnung des bulgarischen Generalstabs benötigt die bulgarische Armee bei Annahme einer Gefechtstätigkeit wie in der Periode vom 16. bis 22. August l.J. täglich

I.) 15000 Geschosse für das Schnellfeuerfeldgeschütz;

II.) 3000 Geschosse für die Krupp und Schneider Gebirgsgeschütze;

III.) 1000 Geschosse für das Skodasche Feldgeschütz und

IV.) 500000 Mannlicher Patronen.

Sollte die 3. bulgarische Armee in Aktion treten müssen, so würde sich der obbezifferte tägliche Munitionsbedarf noch um ein Drittel erhöhen.

Der bisherige Munitionsnachschub aus Deutschland und Oesterreich-Ungarn sei viel geringer, so daß in zwei Wochen in Bulgarien eine Munitionskrisis eintreten müßte.

Nach Erhalt obiger Note, deren Text Graf Tarnowski mir telegraphisch mitgeteilt hat, und nach Empfang einer analogen Notiz der hiesigen bulgarischen Gesandtschaft habe ich mich unverzüglich mit dem Herrn k.u.k. Kriegsminister in Verbindung gesetzt und dabei Nachstehendes ermittelt.

Unsere Heeresverwaltung liefert der bulgarischen Armee derzeit 4800 Geschosse pro Woche für das Gebirgsgeschütz „Skoda“ und täglich 200000 Mannlicher Patronen.

Ueber mein dringendes Ersuchen hat sich unsere Heeresverwaltung bereits erklärt, den bulgarischerseits geäußerten Munitionswünschen im Rahmen des irgend Möglichen Rechnung zu tragen und wird mich in einigen Tagen wissen lassen, ob unseren Fabriken eine Steigerung der Munitionslieferungen auf die erbetenen Quantitäten möglich sein wird.

Gleichzeitig hat die k.u.k. Kriegsverwaltung aber bemerkt, daß die Lieferung der in den Punkten I und II aufgezählten Munition der deutschen Heeresverwaltung zufiele.

Da Herr Radoslavow in seiner Note ebenso von uns wie von der kaiserlich deutschen Regierung spricht und in gleicher Weise an beide appelliert, erlaube ich mir, Euer Exzellenz Vorstehendes mit der ergebensten Bitte mitzuteilen, auch Ihrerseits das bulgarische Munitionsersuchen in Berlin zu befürworten , wobei ich betone, daß unsererseits selbstredend alles aufgewendet wird, um den Bulgaren zur Erfüllung ihrer Wünsche zu verhelfen und damit unser gemeinsames Kriegsziel zu fördern.

Ich füge schließlich bei, daß ich die k.u.k. Heeresverwaltung ersucht habe, in Angelegenheit der bulgarischen Munitionsversorgung sogleich auch das direkte Einvernehmen mit der kaiserlich deutschen Heeresverwaltung zu pflegen.

Genehmigen Euer Exzellenz den Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung.


Burian



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