Vertraulich.
Traf soeben mit bulgarischem Gesandten Radew, der von Urlaub morgen Bukarest zurückkommt, zusammen. Er hält Lage Rumäniens vorläufig nicht für drohend. Auch Seine Majestät der König, der ihn heute empfangen, beurteile Lage ruhig.
Radew meinst, Bratianu sei zu einsichtsvoll, um beschränkten lokalen Charakter des russischen Czernowitz-Erfolges zu verkennen.
Bratianu begehre zwar heiß Siebenbürgen, würde aber nur losschlagen, wenn Zentralmächte wirkliche Katastrophe erlitten. In solchem Fall allerdings müsse man auf rumänischen Angriff gefaßt sein und dürfe nicht auf deutsche Sympathie des Königs von Rumänien bauen, der zu schwach sei, um den Lauf der Ereignisse aufzuhalten. Besondere Gefahr liege dann auch in der eigenmächtigen Haltung gewisser russenfreundlicher rumänischer Generäle, wie sie wohl schon bei jüngster russischer Grenzüberschreitung fühlbar gewesen. Man solle trachten, diese Elemente rechtzeitig von ihren Posten zu entfernen oder zu gewinnen.