1915-07-03-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 20188
Zentraljournal: 1915-A-20597
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 07/03/1915 05:40 PM
Telegramm-Ankunft: 07/03/1915 08:53 PM
Praesentatsdatum: 07/04/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1532
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Pera, den 3. Juli 1915

Die über den Stand der Munitionsfrage durch Major Prigge auch dem Markgrafen Pallavicini gemachten Mitteilungen haben bei meinem österreichischen Kollegen die Wirkung gehabt, daß er seine alte Klage über die nach seiner Ansicht verfehlte Hereinziehung der Türkei in den Krieg in verstärktem Maße wiederholte, um schließlich zu der Conklusion zu kommen, daß weitere Bemühungen, die nötige Munition zu beschaffen, zu spät seien. Der wenig deutschfreundliche Militärbevollmächtigte General Pomiankowski suchte seinerseits durch statistische Berechnungen nachzuweisen, daß die Angaben Liman v. Sanders über den Munitionsmangel unrichtig seien. Die vorhandene und hier angefertigte Munition müsse vielmehr bei sparsamem Gebrauch noch für längere Zeit reichen. Den Einwand, daß der Munitionsverbrauch vom Verhalten des Feindes vorgeschrieben werde, ließ er nicht gelten. Die Mitteilungen des Marschalls seien lediglich dazu bestimmt, Österreich-Ungarn für Konzessionen an Rumänien gefügig zu machen.

Zusammenfassend muß gesagt werden, daß die hiesige diplomatische Vertretung Österreichs auf dem Standpunkt steht, lieber die Türkei zu Grunde gehen zu lassen, als durch Konzessionen an Rumänien die Freigabe der Munitionsdurchfuhr zu erlangen und dadurch die Situation an den Dardanellen zu retten. Ihre Berichterstattung nach Wien dürfte entsprechend zu bewerten sein.


[Wangenheim]



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