1915-12-08-DE-007
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Quelle: DE/PA-AA/R 20033
Zentraljournal: 1915-A-35632
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/01/1509
Praesentatsdatum: 12/10/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr.
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 8. Dezember 1915

Telegramm Sr. Majestät des Königs an Se. Majestät den Kaiser und König:

„Herzlichen Dank für Dein Telegramm. Das darin ausgesprochene Interesse für mich und mein Land hat mich hoch erfreut. Das Merkwürdige ist daß die mir ausgesprochenen Ansichten Denys Cochin und Lord Kitcheners, denen gegenüber ich mich sehr offen erklärt habe, mit den Ansichten ihrer Regierungen nicht zu passen scheinen. Dieselben erklären jetzt, sie beabsichtigen nicht, Saloniki zu räumen, sondern dort eine Operationsbasis einrichten zu wollen. Ich habe Grund zu glauben, daß sie sich dort zu befestigen anfangen werden. Es wird den Zentralmächten wohl nichts anderes übrig bleiben, als sie dahin zu verfolgen. Sie anzugreifen sind wir zu schwach; wir können uns nur wehren. Im Falle einer Verfolgung möchte ich Dich dringlichst bitten, dieselbe nur durch deutsche und österreichische Truppen vornehmen zu lassen. Wenn bulgarische Truppen über unsere Grenze kommen, kann ich für die Folgen nicht einstehen. Die Erregung der öffentlichen Meinung, die jetzt schon durch die Venizelos-Partei und die Entente Propaganda aufgehetzt ist, würde zu Mißtrauen, Haß und Unzufriedenheit gegen mich und meine Politik getrieben werden; und Venizelos und die Entente sind im Gebrauch dieser Waffen so rücksichtslos, daß ich wahrscheinlich unmöglich widerstehen könnte. Sogar meiner Armee wäre ich in diesem Falle vielleicht nicht sicher; und dann wäre ich wider meinen Willen in das andere Lager getrieben. Wenn dagegen deutsche Truppen in mein Land eindringen, wäre die Lage anders. Die Entente fängt an hier verhaßt zu werden. Verzeihe mir meine Aufdringlichkeit, ich muß aber vor der großen Gefahr, die ich heraufkommen sehe, warnen und trotz der Schwierigkeiten, die meine Bitte Deiner Heeresleitung bereiten könnte, auf meiner Bitte bestehen. Herzliche Grüße, auch von Sophie.

Tino.“


[Mirbach]



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