1914-11-06-DE-005
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Quelle: DE/PA-AA/R 22403
Zentraljournal: 1914-A.H.-2133
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 11/06/1914 01:46 PM
Telegramm-Ankunft: 11/06/1914 04:10 PM
Praesentatsdatum: 11/06/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 75
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Bethmann Hollweg)

Telegraphischer Bericht



Nr. 75.

Berlin, den 6. November 1914

Der K. Botschafter in Konstantinopel telegraphiert unter Nr. 1240:

„Antwort auf Tel. des Herrn Reichskanzlers No. 25.

Ganz geheim.

[Dieser Absatz vermutlich von Jagow für Bethmann Hollweg gestrichen: Daß die Türkei von sich aus Ersatz Limans durch Freiherrn von der Goltz beantragen würde, ist vollkommen ausgeschlossen. Die Türkei würde den Antrag als acte der Undankbarkeit gegen Seine Majestät den Kaiser, welcher Liman hierher entsandt hatte und auch gegen Liman selbst, der immerhin erhebliche Dienste geleistet hatte, ansehen.]

Enver Pascha, mit welchem ich die Angelegenheit eingehend besprach, sagte mir [umformuliert in: Enver Pascha, welcher heute mit mir die Frage der Entsendung von der Goltz eingehend besprach, sagte], die Ereignisse hätten sich inzwischen überstürzt. Liman habe die erste Armee übernommen und stehe mitten in den Vorbereitungen einer Aktion, die so schnell wie möglich eintreten solle. Als Führer der I. Armee sei Liman wegen seiner Personen- und Sachkenntnis unentbehrlich. Freiherrn von der Goltz könne wegen seiner hohen Stellung nicht die Führung einer Armee zugemutet werden. Auch würde der Feldmarschall erst geraume Zeit brauchen, um sich mit den Verhältnissen seiner Armee vertraut zu machen, wodurch kostbare Zeit vergehen würde. Es könne daher die Berufung des Freiherrn von der Goltz nunmehr nur unter Beibehaltung Limans in Betracht kommen.

Ich bin überzeugt, daß das Nebeneinanderwirken von Goltz und Liman bei dem Charakter des letzteren vollkommen unmöglich ist, und daß es daher besser ist, es bei dem jetzigen Zustand zu belassen. [Von Jagow gestrichen: Sobald Liman Konstantinopel verlassen hat, wird die die Harmonie störende Tätigkeit Limans sowieso aufhören]. Steht Liman erst im Felde, wird [sich] die Türkei voraussichtlich nach einiger Zeit [entschließen,] von Seiner Majestät die Ueberlassung des hier allgemein verehrten Feldmarschalls Freiherrn von der Goltz für die oberste Leitung als besonderen allerhöchsten Gnadenerweis [zu] erbitten.“


[Zimmermann]
[Jagow (Großes Hauptquartier) 7.11. an Botschaft Konstantinopel (No. 28)]

Auf Tel. Nr. 1240.

EE wollen von sich aus nicht mehr auf Ersatz Limans durch v. der Goltz zurückkommen.


[Jagow (Großes Hauptquartier) 13.11. an Botschaft Konstantinopel (No. 32)]

Aus Äußerungen des Feldmarschalls von der Goltz der heute hier war, ließ sich Eindruck gewinnen, daß er sehr gen nach Türkei ginge, ohne Schwierigkeiten wegen eventueller Rangverhältnisse zu machen oder Befürchtungen wegen Beziehungen zu Liman zu haben. Wenn EE glauben, daß Enver selbst den Feldmarschall wirklich dort haben möchte, stelle anheim ein diesbezügliches Ersuchen Envers anzuregen. Ohne spezielles Ersuchen könnte S.M. nach Euer E. Telegramm No. 1240 Goltz allerdings nicht entsenden.



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