1914-09-09-DE-004
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1914-09-09-DE-004
Quelle: DE/PA-AA/R 20170
Zentraljournal: 1914-A-21195
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 09/09/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr.
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Die österreichisch-ungarische Botschaft in Berlin an das Auswärtige Amt

Schreiben


Berlin, den 9. September 1914
Notiz.

Ohne die Frage der Mitteilung des Abschlusses des deutsch-türkischen Vertrages hier berühren zu wollen, möchte Graf Berchtold der kaisl. deutschen Regierung zur Erwägung stellen, ob sie nicht Italien gegenüber das Praevenire spielen und in Rom zur Kenntnis bringen lassen könnte, dass sie angesichts der steigenden Erbitterung des Islams gegen England ihr gewichtiges Wort zugunsten Italiens afrikanischen Kolonialbesitz in Constantinopel mit entsprechendem Erfolg erhoben hätte.

Was die Frage einer türkischen Expedition nach Egypten anlangt, müsste, abgesehen von militärischen Schwierigkeiten, wohl bedacht werden, dass durch die Action der Türkei in Egypten Italien in höchstem Masse beunruhigt werden müsste, weil dieselbe alle Mohammendaner Nordafrikas in Bewegung setzten würde. Seitens italienischer Diplomaten wurde schon vor Ausbruch des gegenwärtigen Kriegs wiederholt über panislamitische Gefahr gesprochen und darauf hingewiesen, dass dieselbe namentlich von der türkischen Militärpartei (Enver Pascha) genährt werde. Es müsste also mit der Gefahr gerechnet werden, dass Italien, falls die in Rede stehende Action sich verwirklicht, dies zum Vorwand nehmen könnte, seine bisherige neutrale Haltung zu verlassen.

Es fragt sich überhaupt, ob diese grosse Gefahr nicht im dem Masse wächst, als der Krieg auf neue Staaten übergreift.



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved