1915-05-23-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 1915
Zentraljournal: 1915-A.S.-2559
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 05/23/1915 11:40 PM
Telegramm-Ankunft: 05/24/1915 05:35 AM
Praesentatsdatum: 05/24/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 819
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Rom (Bülow) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Berich



Nr. 819.

Rom, den 23. Mai 1915

Der schweizerische Gesandte sagte mir, er sei heute Vormittag zum König befohlen worden, der ihn in einstündiger Audienz empfangen habe. Der König habe seiner besonderen Befriedigung Ausdruck gegeben, daß Herr von Planta die Vertretung der deutschen Interessen übernommen hätte. Er lege besonderen Wert darauf, daß diese in Italien gewissenhaft beschützt würden. Der schweizerische Gesandte würde in dieser Hinsicht keinen Schwierigkeiten begegnen. Die italienische Regierung sei entschlossen, die in Italien zurückbleibenden Deutschen, die deutschen Institute und was die Deutschen hier geschaffen hätten vor jeder Schädigung zu bewahren. [Kommentar Wilhelm II:<Italien hat den 3Bund zertrümmert, das Werk V.E.{Viktor Emanuel II}, meines Großvaters, Bismarcks und Robilants vernichtet. Nun muß die Türkei statt seiner in den 3Bund eintreten! Die Schritte dazu sind zu thun.>]

Im weiteren Verlauf der Unterredung äußert der König, indem er den vertraulichen Charakter seiner Worte betonten: Wenn Österreich die zuletzt von ihm angebotenen Konzessionen früher gemacht hätte, würde es nicht zum Krieg gekommen sein. Die Österreicher hatten zu lange gezaudert. Sie hätten auch den Eindruck erweckt, als ob es ihnen nicht Ernst mit ihren Anerbietungen wäre. Dadurch wäre man hier immer mißtrauischer geworden, und der alte Haß gegen Österreich wäre immer mehr aufgelebt. Schließlich wäre keine andere Möglichkeit als der Krieg geblieben: „C’est une guerre nationale, j’ai du suivre les traditions de ma dynastie qui ne s’est jamais séparée de l’idée nationale italienne.“ Der König betonte wiederholt, für den Bruch mit Deutschland läge an und für sich gar kein Grund vor. Er begriffe ganz wohl, daß Deutschland neben Österreich fechten müsse, er werde aber das Mögliche tun, damit aus dem Bruch zwischen Italien und Deutschland keine unheilbare Feindschaft hervorgehe. [Kommentar Wilhelm II: das [nicht entziffert]! Verrath vergiebt kein Deutscher!]


[Bülow]

Schlußkommentar Wilhelm II: kurzsichtig und verblendet!

[Jagow 27.5.1914 an Treutler (Nr. 60)]

Das in Abschrift beigefügte Telegramm des Fürsten von Bülow über die Unterredung des Königs von Italien mit dem schweizerischen Gesandten ist von Seiner Majestät mit folgendem Randvermerk versehen worden: <…>

Ew. pp. bitte ich gelegentlich an Allerhöchster Stelle darauf hinweisen zu wollen, dass der am 11. Januar d.J. von uns mit der Türkei abgeschlossene Vertrag sich an den deutsch-österreichischen Bündnisvertrag anlehnt und daher ein dem alten Dreibund ähnliches Verhältnis zwischen Deutschland einerseits und Oesterreich-Ungarn u. der Türkei andererseits heute bereits besteht. Die einschlägigen Artikel 3 u. 4 des deutsch-türkischen Vertrages sind abschriftlich ergebenst beigefügt.



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