Da die Engländer allmählich die Schwäche der diesseitigen Truppenmacht erkannt haben, muß man damit rechnen, daß sie etwa im Frühjahr ihr ehemaliges Sinaigebiet zurückzuerobern und vielleicht auch weiter vorzustoßen versuchen werden. Wenn sie El-Arisch nehmen, ist Palästina stark bedroht. Gleichzeitig wird jeder englische Erfolg im Sinai die Aufstandsbewegung im Hedschas fördern und die wachsende Opposition der Syrer gegen die Türken stärken. Die hiesige Volksstimmung ist bereits wegen der zu scharfen antiarabischen Politik der Regierung, wegen der zunehmenden Teuerung der Lebensmittel und der empfindlichen Geldnot gereizt. Bei der mangelhaften wirtschaftlichen Organisation ist auch keine Besserung zu erhoffen, sodaß der vor den Toren stehende Feind eine ihm nicht ungünstige Stimmung hier vorfinden würde. Nach Ansicht Sachverständiger sollen wenigstens 2 kriegsstarke Armeekorps von rund 50000 zuverlässiger und gut ausgerüsteter Soldaten erforderlich sein, um Palästina und Syrien zu verteidigen. Gegenwärtig sind in Palästina und Syrien sehr wenig Truppen. Das in Palästina stehende VIII. Armeekorps soll nur 3000 Gewehre jetzt zählen. Im Sinai werden nur noch geringe Kräfte zur Bewachung der dort eingerichteten Anlagen gehalten. Der Bau der Hedschas-Egypten-Bahn, die 4 km über die alte türkisch-egyptishe Grenze geht, soll nur noch 10 km weiter bis Kuseine geführt werden. Den südlichsten Hauptstützpunkt soll Bir Saba bilden und El Arisch wird soweit als möglich befestigt. Aber bei den geringen vorhandenen Verteidigungsmitteln dürfte sich El-Arisch gegen einen Angriff der Engländer von der See- und Landseite nicht lange halten können. Der Generalstabschef der 4. Armee beabsichtigt ferner Jerusalem, Nazaret und Sofar im Libanon zu befestigen. Die deutschen und österreichischen Truppen der Paschaformation sollen jetzt größtenteils um Jerusalem zusammengezogen werden. Der Kommandeur des I. egyptischen Expeditionskorps, Oberst Freiherr von Kress wird den Oberbefehl über das in Palästina befindliche VIII. Armeekorps mit dem Sitz in Jerusalem oder Bir es Saba, und Dschemal Pascha II, der bisherige Kommandeur dieses Korps, die um Adana und im Libanon befindlichen beiden Divisionen mit dem Sitz in Damaskus übernehmen. Es sollen demnächst 2 Divisionen von Norden zur Verstärkung hierherkommen.
Die Fertigstellung der hiesigen Radio-Großstation wird beschleunigt, um einen schnelleren Verkehrsdienst von Bir Saba bis Konstantinopel herzustellen. Sie macht gegenwärtig Versuche, um nach Bir Saba zu senden und wird voraussichtlich in 2-3 Monaten auch nach Konstantinopel senden können. Ferner ist seit einer Woche eine deutsche Fernsprechabteilung im hiesigen osmanischen Telegraphenamt eingestellt, die mit der Hugheseinrichtung einen schnellen Verkehr mit den Hauptstädten Syriens und Konstantinopel ermöglicht. Die hiesige neue Funk- und Fernsprecheinrichtung wird in kritischen Zeiten große Dienste leisten. Die im Frühjahr drohende Offensive der Engländer im Sinai, der Aufstand im Hedschas, die Teuerung der Lebensmittel und die Geldnot, die Unzufriedenheit der syrischen und arabischen Bevölkerung enthalten die Voraussetzungen einer Krisis, der nur mit rechtzeitiger Vorbereitung der erforderlichen Gegenmittel vorgebeugt werden kann.
Da die Lebensader Syriens nach Anatolien führt, ist es von größter Bedeutung, daß die Transportverhältnisse im Taurus und Amanus möglichst gut werden. Ebenso wichtig ist die Sicherstellung der Betriebsmittel für den hiesigen Eisenbahnverkehr. Der Eisenbahndienst läßt sehr zu wünschen übrig und wird immer schlechter. Es fehlt vor allem an Ersatzteilen für die schon sehr abgenutzten Lokomotiven, an Schmieröl und Brennmaterial.
Ein Bericht gleichen Inhalts ist an die Kaiserliche Botschaft gegangen.