1916-06-26-DE-006
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Quelle: DE/PA-AA/R 20080
Zentraljournal: 1916-A-16966
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 06/26/1916 10:50 PM
Telegramm-Ankunft: 06/27/1916 02:15 AM
Praesentatsdatum: 06/27/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 825
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Bukarest (Bussche-Haddenhausen) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Bukarest, den 26. Juni 1916

Der Minister des Äußern beklagt sich heute darüber, daß die Bulgaren jeglichen Grenzverkehr unmöglich machten und bat mich mildern einzuwirken. Der rumänische Konsul in Rustschuck könne nicht herüberkommen und der rumänische Handelsattaché, der nach Konstantinopel zurückreisen und als Kurier fahren solle, müsse über Budapest reisen und dürfe sich nicht in Sofia aufhalten. Das seien doch unhaltbare Verhältnisse. Ich habe dem Minister gesagt, daß die bulgarische Grenzsperre wegen der stark betriebenen russischen Spionage eingeführt sei und deutete ihm an, daß das rumänische Konsulat in Rustschuk nach Ansicht der Bulgaren diesen Leuten Vorschub leistet. Der Minister des Äußern sagte, er sei gern bereit den rumänischen Konsul in Rustschuk, der sowieso fortkommen solle, durch eine andere Person zu ersetzen. Er bemerkte dann noch, daß Rumänien die bulgarischen diplomatischen und konsularischen Beamten nach Bulgarien reisen lasse, während letzteres Land dies verhindere; auch äußerte er den Verdacht, daß Bulgarien Telegramme des rumänischen Gesandten in Athen nicht durchlasse.

Ich glaube, daß die Bulgaren die Grenzsperre milder handhaben sollten und sich von den Rumänen Garantien geben lassen sollten, daß die russische Spionage unterdrückt werde. Bulgarischer Gesandter, der dieser Tage zurückerwartet wird, könnte in diesem Sinne instruiert werden.

Für uns ist diese Verschlechterung der bulgarisch-rumänischen Beziehungen wegen der Getreidetransporte auf der Donau recht unangenehm, da die Bulgaren, die erst verfügt hatten, daß auf alle Schiffe geschossen werden sollte, die sich dem bulgarischen Ufer nähern würden, auf meine Intervention hin dies nur dahin abgeändert haben, daß Getreidetransporte sich dem bulgarischen Ufer nähern dürfen, nicht aber andere Schiffe. Die Bulgaren sollten nicht nur Getreidetransporte zulassen, denn es fahren auch Petroleum und andere größere Schiffe. Wenn es nötig ist, so scharfe Maßnahmen zu treffen, sollten sie auf kleine Schiffe beschränkt werden. Damit steht im Zusammenhang, daß bei dem jetzt fallenden Donauwasser die Fahrrinne ausgesteckt werden muß. Auch in dieser Hinsicht behauptet der Minister des Äußern, daß die Bulgaren insofern Schwierigkeiten machen, als sie das rumänische Schiff nicht arbeiten lassen wollen, während der bulgarische Militärattaché dem unserigen vor einigen Tagen sagte, die Rumänen wollten die sonst übliche gemeinsame Arbeit nicht vornehmen, sondern anheimstellten, daß wir die Angelegenheit regeln. Meines Erachtens müssen diese Arbeiten wegen unserer Getreidetransporte vorgenommen werden. An und für sich müßten sie die Uferstaaten allein vornehmen, vielleicht wäre es aber nützlich, wenn wir unsere Mitwirkung anböten, dann käme die Sache schnell vom Fleck und das liegt in unserem Interesse.


[Bussche]



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