1916-09-19-DE-002
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Quelle: /PA-AA/R 20099
Zentraljournal: 1916-A-25407
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/19/1916 06:37 PM
Telegramm-Ankunft: 09/20/1915 02:30 PM
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 239
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Wolff-Metternich) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Therapia, den 19. September 1916

Der hiesige griechische Gesandte sagte mir, der neue griechische Ministerpräsident Kalogeropulos sei ein durchaus königstreu gesinnter Mann und Gegner von Venizelos; er sei vor einigen Jahren Minister gewesen, habe sich keinenfalls aber vom politischen Leben zurückgezogen. Seine Ministerkollegen seien jüngere, bisher im politischen Leben nicht hervorgetretene Männer aus guten königstreuen Familien. Herr Renitallergi meinte, dem Rücktritt Zaimis müsse wohl eine grundsätzliche Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und dem König zu Grunde gelegen haben.

Ich habe Gelegenheit genommen, Talaat Bey sehr nachdrücklich davor zu waren, durch Maßregelung oder Verschickung griechischer Küstenbewohner türkischer Nationalität Griechenland zu reizen und ihm Vorwand zu feindlicher Haltung zu geben. Er sagte, derartige Maßnahmen seien zwar vorbereitet, würden aber nur zur Ausführung kommen, wenn Griechenland den Krieg erklären sollte. Enver steht auf demselben Standpunkt wie ich, daß alles vermieden werden müsse, was die Griechen reizen könne und er, Talaat, habe sich dieser Auffassung gefügt.

Der Marschall Liman von Sanders arbeitet in seinem Befehlsbereich energisch gegen jede griechische Deportation und hat sich das Vertrauen der griechischen Bevölkerung zu erwerben gewußt.


[Metternich]



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