1914-12-17-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 1915
Zentraljournal: 1914-A.S.-2970
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1642
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 1642

Pera, den 17. Dezember 1914

Antwort auf Telegramm Nr. 1520 {A.S. 2924}

1. Halil Bey erachtet die Begrenzung der gegenseitigen Vertragsverpflichtung auf das praktisch Mögliche als selbstverständlich und findet die Formulierung eines ausdrücklichen Vorbehalts überflüssig. In dieser Hinsicht könne alles Erforderliche durch die Militärkonvention vereinbart werden. Um möglichst alle Zweifel zu beseitigen, können jedoch noch unter Nr. 5 nach régler noch die Worte eingesetzt werden: „les limites etc“.

Meines Ermessens würde gewünschter Vorbehalt nicht in den Vertragstext, sondern etwa in eine gleichzeitig zu überreichende Note aufzunehmen sein. Ich messe jedoch einer derartigen schriftlichen Fixierung keine wesentliche Bedeutung bei. Unsere Vertragsauslegung wird die Türkei später ohnehin als ausschlaggebend anerkennen müssen.

2. Es besteht Einverständnis darüber, daß die Wirkungen des Vertrags sich nicht auf Rumänien erstrecken sollen, falls dieses während des gegenwärtigen Krieges neutral bleibt. Dies soll durch eine Note etwa wie folgt festgelegt werden: „Il est bien entendu que la Roumanie ne sera pas considérée comme faisant partie des états balkaniques visés par l’article 1, qui dans le cas où, pendant la guerre actuelle elle abandonnerait sa neutralité en faveur des puissances ennemies.“

Weitere Abmachungen können später der türkischen Initiative überlassen bleiben.

3. Halil bittet nachträglich um Beseitigung der Worte „non provoqué“ in Alinéa 1, da im Ministerrat die Ansicht vorherrsche, der defensive Charakter des Bündnisses sei bereits anderweit genügend zum Ausdruck gekommen und der gedachte Zusatz daher wohl nur dazu bestimmt, etwaigen Ausflüchten eine Hintertür zu öffnen. Diese Befürchtung sei nicht gegen uns sondern gegen Österreich gerichtet.

Auch Talaat Bey hat mir dieselbe Bitte ausgesprochen.

In den türkischen Besorgnissen spiegelt sich bereits der Eindruck der letzten Nachrichten vom serbischen Kriegsschauplatz wieder.

Hier hat besonders der Markgraf Pallavicini auf die Worte non provoqué Wert gelegt und seine Ansicht auch den Türken gegenüber betont.

4. Die Worte les effets unter 4 Absatz 2 kommen in Wegfall.

5. Halil Bey bittet um tunlichste Beschleunigung, da die Kammer in den nächsten Tagen die Regierung darüber interpellieren dürfte, ob sie sich auch für die weitere Zukunft gegen etwaige Rachegelüste der Ententemächte den nötigen Rückhalt verschafft habe.


[Wangenheim]



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