Von der angekündigten aber immer wieder hinausgeschobenen Demarche Österreichs in Belgrad wird hier bereits als von einer nicht recht ernst zu nehmenden Angelegenheit gesprochen. Namentlich in der Kreisen der Tripel-Entente ist man fest überzeugt, daß Serbien die papierenen Forderungen Österreichs sämtlich annehmen und daß dann alles beim Alten bleiben werde. Markgraf Pallavicini ist sich zwar der Bedeutung des Momentes für die Zukunft des Dreibundes wohl bewußt, scheint aber selbst zu bezweifeln, daß man in Wien wirklich kraftvolle Entschlüsse fassen werde. Er erhofft die Rettung Österreichs weniger von energischen Handlungen seiner Regierung als von der Anbahnung neuer Bündnisse und möchte deshalb die Türkei über Bulgarien an Österreich anschließen. Ich bekämpfe diesen Gedanken lebhaft. Die Türkei ist zweifellos heute noch vollkommen bündnisunfähig. Sie würde ihren Verbündeten nur Lasten auferlegen ohne ihnen die geringsten Vorteile bieten zu können. Der Anschluß der Türkei an Bulgarien würde Rußlands Gegenstoß in Armenien geradezu provozieren. Die Politik des Dreibundes muß sein, die Türkei bei ihren ...(Gruppen fehlen)... und seine Beziehungen zu ihr so zu gestalten, daß, falls die Türkei nach Jahren tatsächlich zu einem Machtfaktor werden sollte, die Fäden nicht abgeschnitten sind. Fürs erste kann man der Türkei nur raten, jedem politischen Abenteuer fernzubleiben und mit allen Ländern gute Beziehungen zu unterhalten. Auch die neutrale Türkei wird immer einige russische Korps an der armenischen Grenze festhalten.