1915-05-23-DE-003
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1915-05-23-DE-003
Quelle: DE/PA-AA/R 20185
Zentraljournal: 1915-A.S.-2551
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 05/23/1915 08:00 PM
Telegramm-Ankunft: 05/23/1915 09:20 PM
Praesentatsdatum: 05/23/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. des Generalstabs 1470 r
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Generalstabschef (Falkenhayn) an das Auswärtige Amt

_Telegraphisches Schreiben


Pless, den 23. Mai 1915

Für Reichskanzler.

Nr. des Generalstabs 1470 r.

Ein schleuniger vernichtender Schlag gegen Italien ist allerdings völlig ausgeschlossen. Das Gebirge und die Schwierigkeit des Aufmarsches von Truppen, die in Aktionen verwickelt sind, verhindern ihn. Aber auch die Möglichkeit schleunigster Einleitung der Operationen gegen Serbien überschätzen Euere Exzellenz augenscheinlich. Die Unternehmung, die sich übrigens gegen die an der ganzen Nordfront Serbiens versammelte serbische Armee und nicht nur gegen den Negotiner Kreis richten muß, kann frühestens drei Wochen nach Beginn der Transporte einsetzen. Die Transporte wiederum können nicht beginnen, bevor den Russen in Galizien noch ein letzter fester Schlag versetzt ist. Anders handeln hieße Selbstmord. Vor Ablauf von vier Wochen wird daher gegen Serbien auch im besten Falle nicht vorgegangen werden können. Die Wirkung wird sich frühestens erst ein bis zwei Wochen später zeigen. Sechs Wochen Zeit muß also die Politik der Armee noch verschaffen. Hierbei denke ich entweder erstens an Verhandlungen mit Rumänien auf Grund der Abtretung der Bukowina und Bessarabiens, mit Bulgarien auf Grund der Erwerbung von Mazedonien, der Dobrudscha und des Türkischen Gebiets bis zur Maritza sowie der Türkei auf Grund deren Furcht zum Zwecke eines Operations- nicht neutralen Bündnisses. Oder zweitens an baldige Einleitung von Verhandlungen mit Rußland, dessen Zarenfamilie die Niederträchtigkeit des Treubruchs Italiens anwidern muß und das hoffentlich in den allernächsten Tagen die Aussichtlosigkeit seines militärischen Kampfes gegen uns erneut erfahren wird.

Übrigens bitte ich Euere Exzellenz einen mit Ihren Ansichten vertrauten Herrn des Auswärtigen Amts hier nach Pleß zur Aufrechterhaltung der ununterbrochenen Verbindung zwischen uns entsenden zu wollen. Seine Anwesenheit würde mir meinen Dienst wesentlich erleichtern.


[Falkenhayn]



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved