Sehr verehrter Herr Unt. Staatssekr.!
pp. Anschließend hieran darf ich vielleicht noch mitteilen, daß im Zusammenhang mit den Bestrebungen, die neulich zur Gründung des deutsch-türkischen Schulkomitees geführt haben, eine deutsch-armenische Gesellschaft ins Leben gerufen werden soll. Ihr Zweck ist der, gute Fühlung zwischen den führenden und gebildeten armenischen Elementen und der deutschen Kulturgemeinschaft herzustellen. Es ist ja bekannt, welch eine Bedeutung die Armenier für das allgemeine Leben und speziell für die wirtschaftlich-kulturelle Entwickelung des Orients haben. Bei ihrem energischen Bildungsstreben wird ihr Einfluss in dieser Beziehung sicher noch steigen, und es wäre wünschenswert, Beziehungen mit ihnen zu gewinnen und ihre Interessen auf die Verbindung mit Deutschland hinzulenken. Ich lege ein Exemplar des zur Gründung der Gesellschaft verschickten Aufrufs bei und gebe die Versicherung, dass alles, was in eine politische bedenkliche Richtung führen könnte, bei der Sache vermieden werden wird.
Aufruf!
Hieran hat Deutschland, dessen diplomatische Vertretung den Reformplan wesentlich gefördert hat, ein unmittelbares Interesse. Durch seine großen wirtschaftlichen Unternehmungen in Kleinasien, die teils in überwiegend von Armeniern bewohnten Gebieten gelegen sind, teils unmittelbar an solche Gebiete heranführen, wird es auf die Pflege engerer Beziehungen zu den Armeniern hingewiesen, die ja in allen diesen Gegenden die Träger des wirtschaftlichen und des kulturellen Lebens sind.
Dazu besteht bereits seit Jahrzehnten zwischen Deutschland und Armenien ein Austausch kultureller Art. Nach den Metzeleien von 1894 - 96 sind eine Anzahl deutscher Schulen, Waisenhäuser und Hospitäler in Armenien begründet worden, die dort deutsche Kultur verbreiten. Auf armenischer Seite wird schon längst das Studium deutscher Sprache, Literatur und Wissenschaft mit größtem Eifer betrieben. Mehrere Hunderte von armenischen Studenten sind auf deutsche Hochschulen gekommen und haben Verbindungen mit Lehrern und Schülern unserer wissenschaftlichen Institute angeknüpft. Auch für die Erschließung der reichen Schätze des eigenen Volkstums haben sie hier Anregung und Förderung empfangen, da die Erforschung der Sprache, Geschichte und Literatur Armeniens unter tätiger Mithilfe der deutschen Wissenschaft geschieht.
Alle diese Bestrebungen stehen aber ohne innere Verbindung zueinander. Weitverbreitete Vorurteile hindern die engere Gestaltung der deutsch-armenischen Beziehungen. Es gilt, unter beiden Völkern eine bessere Kenntnis der beiderseitigen Kultur anzubahnen und zu erhalten. Zu diesem Zwecke rufen wir alle Kreise auf, die aus wirtschaftlichem oder politischem, wissenschaftlichem oder allgemein kulturellem, humanem oder religiösem Interesse eine Pflege der deutsch-armenischen Beziehungen wünschen, sich mit uns in einer
Als Ziele einer solchen Gesellschaft kämen in Betracht:
2. Die Vermittlung einer eingehenden Kenntnis der Leistungen des armenischen Volkes für die Gesamtkultur und der Bestrebungen des deutschen Volkes für die Förderung der armenischen Kultur.
3. Die Pflege persönlicher Beziehungen zwischen Deutschen und Armeniern, besonders denen, die in Deutschland studieren.
2. Die Herausgabe einer Monatsschrift in beiden Sprachen, die über die armenische Kultur unterrichten und der deutschen Kultur den Weg nach Armenien bahnen soll.
3. Die Übersetzung wertvoller armenischer Werke in das Deutsche und deutscher Werke in das Armenische.
4. Die Begründung einer wissenschaftlichen armenischen Bibliothek in Deutschland zum Studium der armenischen Sprache, Kultur und Geschichte.
5. Die Förderung des Unterrichts in der deutschen Sprache in den armenischen Schulen.
6. Die Begründung einer Auskunftsstelle für die armenischen Studenten in Deutschland und ihre Einführung in deutsche Familien.
Das Komitee.
[Notiz Rosenberg 4.5.]