1916-08-07-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 20089
Zentraljournal: 1916-A-20916
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 08/07/1916
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Kriegsbericht für Persien, Afghanisatan und Indien





Abschrift.

Mesopotamien, Persien, Afghanistan und Indien.

Am 19. April d.J. erlag der Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz in Bagdad einem Anfall von Flecktyphus. Er hatte bis zu seiner Erkrankung bei den gegen die Engländer in Kut el Amara operierenden Truppen geweilt. Leider war es ihm nicht vergönnt, die Übergabe des Generals Townshend zu erleben, die am 29. März erfolgte.

Das besondere Ansehen, das der Generalfeldmarschall in der gesamten mohammedanischen Welt genoß, macht seinen Verlust umsomehr fühlbarer. Zu seinem Nachfolger wurde ein Onkel Enver Paschas, Halil Bey, ernannt, der die Schlacht von Ktesiphon entschieden und die türkische Einschließungsarmee von Kut el Amara befehligt hatte.

Die heiße Jahreszeit machte weitere Operationen im Irak unmöglich. Die Türken beschränken sich daher darauf, dort die Stellungen von Fellachi südlich von Kut el Amara zu halten und dadurch die englischen Kräfte zu binden, die unter den ungünstigen klimatischen Verhältnissen schwer zu leiden haben.

Etwa von April d.J. ab begannen die russischen Streitkräfte eine regere Tätigkeit zu entfalten. Sie hofften den Engländern im Irak die Hände reichen zu können. Es gelang den Russen, die schwachen türkischen Abteilungen in Persien und die mit ihnen vereinigten persischen Freiwilligen allmählich bis über die türkische Grenze zurückzudrängen. Russische Kosaken besetzten Isphahan. Andererseits rückte der englische General Sykes in Kerman ein. Inzwischen hatten jedoch die Türken Verstärkungen herangezogen. Die Russen wurden zurückgeworfen. Kermanschah ist wieder in türkischen Händen. Auch im Gebiete südlich des Urmiasees stehen türkische Truppen auf persischem Boden.

Von unserer nach Afghanistan entsandten Mission trafen Berichte ein, die Ende Januar d.J. aus Kabul abgesandt worden sind. Der kaiserliche Legationssekretär von Hentig, der Königlich Bayrische Oberleutnant Niedermayer und ihre Begleiter werden als Gäste des Emirs behandelt.

Die Nachrichten aus Indien zeigen, daß die Engländer mit Rücksicht auf die wachsende Mißstimmung im Lande dauernd gezwungen sind, eine erhebliche weiße Truppenmacht im Lande zu halten. Aus den verschiedensten Teilen Indiens werden Anschläge und Überfälle gemeldet, die durchweg auf politische Gründe zurückzuführen sein dürften.


[Original in Ab 97 No. 1]



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