1916-09-08-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/BoKon/173
Botschaftsjournal: A53a/1916/2763
Erste Internetveröffentlichung: 2003 April
Edition: Genozid 1915/16
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 539
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Botschafter in außerordentliche Mission in Konstantinopel (Wolff-Metternich) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht



No. 539
Therapia, den 8. September 1916.
Vorbericht No. 489.

Die im Gesetze vom 11. Schawel 1334/28. Tamug 1332 = 10. August 1916 vorgesehene Umgestaltung des Armenischen Patriarchats hat sich programmmäßig und ohne weitere Zwischenfälle vollzogen.

Der bisherige Katholikos von Sis, Sahak Habajan, der s.Z. mit der übrigen Armenischen Bevölkerung seiner Diözese nach Mesopotamien vertrieben worden war und schliesslich die Erlaubnis erhalten hatte, seinen Wohnsitz in Jerusalem zu nehmen, ist als erster Katholikos-Patriarch von Jerusalem Oberhaupt der armenischen Kultusgemeinde der Türkei geworden und hat seinerseits den Bischof Kapriel Djevahirdjian, bisher Vartabed (Prediger) an der Armenischen Kirche von Galata, zum Murachassa (Bischof) von Konstantinopel mit dem Titel eines Vikars des Patriarchen (patrik vekili) bestellt. Nachdem diese Ernennungen von der Pforte bestätigt worden sind, hat der Expatriarch von Konstantinopel, Zaven, in diesen Tagen die Geschäfte und Archive des Patriarchats dem neuen Patriarchatsvikar übergeben und am 5. d.Mts. unter polizeilicher Begleitung die Reise nach Bagdad angetreten.

Wie verlautet, hat der frühere langjährige Armenische Patriarch, Malaekia Ormanian, der nach Wiederherstellung der Konstitution gezwungen wurde sein Amt niederzulegen und sich vor etwa zwei Jahren nach Jerusalem zurückgezogen hat, auf die jetzt vollzogenen Personalveränderungen einen wesentlichen Einfluß geübt; ebenso soll er bereits bei der Ausarbeitung des [unleserlich] zu Anfang angeführten Gesetzes von der Pforte zu Rate gezogen worden sein.


M[etternich]

[Botschaft Konstantinopel an 1) Konsulat Aleppo, 2) Konsulat Bagdad 9.9.]

Nach der Umgestaltung des armenischen Patriarchats hat der letzte Inhaber dieser Würde, Zaven, am 5. d.Mts. unter polizeilicher Bedeckung die Reise nach Bagdad angetreten, das ihm von der Pforte als Wohnsitz angewiesen worden ist.

bei 1): Das –tit – ersuche ich ergebenst, falls er seinen Weg über Aleppo nimmt, über seine Ankunft und Weiterreise von dort, sowie über seine Behandlung durch die türkischen Behörden berichten zu wollen.

bei 2): Das – tit - ersuche ich erg. mir s.Z. über sein Eintreffen dort und über seine Behandlung durch die türkischen Behörden berichten zu wollen.


[Botschaft Konstantinopel an Konsulat Jerusalem (Nr. 91) 8.9.]

Ersuche um Bericht über die Vorgänge bei Wahl des Katholikos Sahak zum Armenischen Katholikos-Patriarch und über angebliche Einwirkung von Monseigneur Ormanian auf diese Wahl und bei Ausarbeitung des neuen Patriarchatsgesetztes.


[Konsul Brode aus Jerusalem an Botschaft Konstantinopel (Nr. 118) 24.9.]

Anwort auf Telgr. Nr. 91.

Patriarch ist nicht gewählt sondern von Türkischer Regierung ernannt worden. Ernennung und neues Gesetz ist hiesigen Armeniern überraschend gekommen. Auch Ormanian scheint nichts davon gewußt zu haben. Bericht folgt.


[Antwort Rößler Konsulat Aleppo (Nr. 174) 27.9.]

Antwort auf Erlaß vom 9. September. Der Patriarch ist gegen Mitte September hier eingetroffen und nicht schlecht behandelt worden. Ein ihm zur Weiterreise versprochenes Auto konnte nicht gewährt werden.

Er ist am 23. in einem Wagen begleitet von 4 Gendarmen auf den Weg nach Der Zor – Bagdad gebracht worden, die übliche Reisedauer beträgt 16 - 17 Tage. Er selbst fürchtete von dieser Art der Beförderung Gefahr für sich.

Mit ihm war nur sein Bruder und seine Nichte.



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