1914-11-05-DE-002
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1914-11-05-DE-002
Quelle: DE/PA-AA/R 1915
Zentraljournal: 1914-A.S.-2490
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 97.
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Reichskanzler (Bethmann Hollweg) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Erlaß



Nr. 97.
Gr. Hauptquartier, den 5. November 1914

Antwort auf Telegramm Nr. 927.

<Jetziger Weltkrieg ist nicht zum wenigsten durch Übertreibung und Ausbreitung des Bündnissystems hervorgerufen. Nach Friedensschluß wird man suchen müssen, sich vom cauchemar des coalitions möglichst zu befreien. Unter diesen Umständen haben wir uns an sich nur schwer entschlossen, formelles Bündnis mit Türkei einzugehen und erachten weitere Ausdehnung desselben für prinzipiell bedenklich. Ausdehnung des Bündnisses gegen alle Staaten würde neue Grundlage zu neuem allgemeinem Koalitionssystem bilden, was wir prinzipiell vermeiden möchten.

Die Erhaltung und der Schutz der Türkei ist uns durch unsere Interessen geboten und gehört zu den leitenden Prinzipien unserer Politik, die wir wie bisher auch ohne Erweiterung Bündnisses befolgen müssen. Die jetzige Waffenbrüderschaft verdichtet zudem diese Interessen solidarisch. Gehen unsere Truppen aus dem jetzigen Krieg siegreich hervor, so hat Türkei in absehbarer Zeit auch von England nichts zu befürchten, denn der Kampf geht um die Vernichtung der Weltherrschaft Englands. Sollten wir unterliegen oder geschwächt werden, so würden wir trotz Bündnisses voraussichtlich nicht in der Lage sein Türkei gegen alle Koalitionen und Eventualitäten zu schützen. Aber auch die Türkei würde dann durch erweitertes Bündnis nur unerfüllbare Pflichten übernehmen. Angesichts Entwicklung Unterseebootswesens ist englische Seeherrschaft bereits jetzt erschüttert; schafft Türkei selbst Unterseebootflotte, hat sie von keiner Mittelmeermacht mehr etwas zu fürchten.

Unser Bündnis mit Türkei läuft für 5 plus 5 Jahre (nach Analogie unserer anderen Bündnisse), ist also schon jetzt auf 10 Jahre vorgesehen, falls nicht ganz besondere Ereignisse Kündigung nach 5 Jahren erforderlich machen. Bedenken Djavids daher nicht stichhaltig.

Jetziges Losschlagen der Türkei ist nur Erfüllung ihrer Bündnispflicht, Großwesir hat Vertrag unterschrieben, damit würde er auch bei Rücktritt vor seinem Lande wie vor der Welt und England verantwortlich für Ereignisse bleiben. Mit Zusicherung bezüglich Kapitulationen einverstanden.>

Bitte entsprechend an Botschaft Konstantinopel telegraphieren.


[Bethmann Hollweg]
[Zimmermann an Botschaft Konstantinopel 5.11.1914 (Nr. 1140), A 22755; A.S. 2519]

Auf Tel. Nr. 1205. Hatte Euerer Exzellenz Vorschlag befürwortend R.K [Reichskanzler] unterbreitet. Dieser weist mich an, Ihnen folgendes zu telegraphieren: <...>

Gesichtspunkte erscheinen auch mir beachtenswert. Bitte sie nachdrücklich verwerten und Ergebnis drahten.



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved