1916-10-27-DE-002
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Quelle: /PA-AA/R 20105
Zentraljournal: 1916-A-29143
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 10/29/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 190
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Gruenau) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Pleß, den 27. Oktober 1916

1 Anlage.

Um das albanische Menschenmaterial in gewissem Umfang für die Zwecke der Kriegführung heranzuziehen, ist die oberste Heeresleitung mit dem mazedonischen Komitee in Verbindung getreten. Dieses wird in den der bulgarischen Heeresleitung unterstellten Gebieten Albaniens die Anwerbung und Ausbildung von albanischen Freiwilligen organisieren. Der Präsident des Komitees, Protogerow, hält sich zur Zeit bei General von Below auf, um die Einzelheiten festzustellen. General von Below hat sich die Oberaufsicht über die neue Organisation und die Verwertung der zu bildenden Truppe vorbehalten;er verwaltet den Fond von 500000 M, der aus Reichsmitteln vorläufig zur Verfügung gestellt worden ist.

Zunächst werden aus bulgarischen Etappentruppen zwei Bataillone formiert, die die Stammannschaft für 4 albanische Bataillone abgeben sollen. Anfangs hatte man beabsichtigt, 15 albanische Bataillone aufzustellen, man ist aber davon zurückgekommen, weil die Verpflegung zu viele Schwierigkeiten bereitet und man lieber eine geringere Zahl gut verpflegter und gut ausgebildeter Leute haben will. Eventuell wird man später weitere Bataillone aufstellen. Man wird die Albaner-Bataillone wohl nur im Lande gegen die Italiener verwenden, nachdem der ursprüngliche Zweck, die Straße von Koritza nach Janina offen zu halten, um in Verbindung mit Athen zu bleiben, insofern gegenstandslos geworden ist, als in den letzten Tagen die französische Kavallerie Koritza und die Italiener Ljaskovik besetzt haben. Nordöstlich Koritza hat sich übrigens eine albanische Bande der Andarten in Stärke von 200 Mann den Franzosen angeschlossen.

Die Organisation in Österreich-Albanien ist noch nicht weiter gekommen. Dem Vorschlag Envers, durch türkische Offiziere albanische Bataillone anwerben und ausbilden zu lassen, hat sich General von Conrad zwar nicht abgeneigt gezeigt, inzwischen ist aber die Angelegenheit in Wien unterbreitet worden und dort offenbar liegen geblieben. Die eigenen Österreichischen Versuche haben früher zu keinem guten Ergebnis geführt, ihre Albaner-Banden waren ganz undisziplinierte Räuberbanden, die nur das Land unsicher machten. Soweit die Leute brauchbar waren, wurden sie schließlich einfach in die dortigen österreichischen Verbände eingereiht.

Eine Karte über die derzeitige Verteilung der Ententekräfte in Albanien und Mazedonien ist gehorsamst beigefügt. [nicht bei den Akten]


Grünau



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