1914-09-18-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 22402
Zentraljournal: 1914-A.H.-1014
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 09/18/1914 03:16 PM
Telegramm-Ankunft: 09/18/1914 06:20 PM
Praesentatsdatum: 09/18/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 465
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Jagow)

Telegraphischer Bericht



Nr. 465.

Berlin, den 18. September 1914

Graf Quadt telegraphiert unter No. 442:

„Militärattaché meldet:

„In vertraulichem Gespräch sagte mir hoher einflußreicher Generalstabsoffizier:

Griechenland habe keine Absichten auf Teile von Kleinasien, die es gar nicht verteidigen könne. Griechische Regierung würde vielmehr sofort bereit sein, Defensivbündnis mit Türkei abzuschließen; dadurch würden alle Streitfragen zwischen den beiden Ländern aus der Welt geschafft. Auch jetzt erhalte Griechenland das in Bukarest gemachte Angebot in der Inselfrage aufrecht, wodurch türkisches Prestige unangetastet bleibe. Durch Bündnis mit Türkei würde sich Griechenlands Stellung zu Serbien von selbst regeln, da Griechenland an der Vergrößerung Serbiens nicht das geringste Interesse habe. Der Anstoß zu diesem Bündnis müsse aber von der Türkei ausgehen.

Ueber die griechische Presse und Venizelos sagte mit der Offizier:

Die Presse repräsentiere nur die Meinung eines kleinen Kreises in Athen; das Volk sei gegen den Krieg. Die Presse sei von Venizelos beeinflußt, der gegen den König arbeite; das sei dem König auch bekannt; man habe aber im Augenblick niemand, der Venizelos ersetzen könnte, da dieser noch in zu großem Ansehen beim Volke stehe. Jedenfalls werde Venizelos, der sich offen für die Entente bekannt habe, verhindert werden, das Land ohne Zwang in einen Krieg zu stürzen.“

Auch ich bin der Ansicht, wenn Türkei jetzt schnell mit annehmbaren Anerbieten an Griechenland herantritt, daß eventuell durch griechischen Generalstab auch gegen Venizelos sich etwas erreichen ließe. Aber Türkei muß zu Schritt veranlaßt werden, über den auch ich zu unterrichten wäre.“

Konstantinopel verständigt, Generalstab, Kriegsministerium informiert.


[Zimmermann]



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