1916-09-19-DE-003
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Quelle: /PA-AA/R 20099
Zentraljournal: 1916-A-25460
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 09/20/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 140
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Gruenau) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Pleß, den 19. September 1916

Im Anschluß an mein Telegramm Nr. 709.

Die dem griechischen Gesandten für den König von Griechenland zugestellte Meldung des Kommandanten des 4. griechischen Korps lautet in Übersetzung:

„Ich melde Euerer Majestät, daß die Lage im letzten Augenblick die folgende war: Jede Verbindung zwischen den verschiedenen Abteilungen des Korps war von den Bulgaren vollständig unterbrochen. In Kawalla hatten die Bulgaren die Höhen unmittelbar um die Stadt besetzt. Vom Meer her volle Blockade. Unter diesen Umständen und nach den letzten Ereignissen von Athen ersuchte mich der deutsche Major von Schweinitz von seiten des Feldmarschalls Hindenburg, daß die Besatzung Kawallas sofort und in der Nacht nach Drama gebracht werde, wo das ganze Korps sich ergeben müsse. Er erklärte, daß in Falle der Weigerung sofort Gewalt gebraucht werden würde. Ich verstand, daß das Überbringen der Besatzung nach Drama die Gefangennahme durch die Bulgaren herbeiführen werde. Ich suchte einen Ausweg zum Meer. Aber die englische Flotte erlaubte bis zum letzten Augenblick die Einschiffung nur unter der unweigerlichen Bedingung, daß die Besatzung von Kawalla sich der aufständischen Bewegung auf Thasos anschlösse. Deshalb war der Entschluß gegeben, daß ich nach Norden marschiere, weil ein Widerstand unmöglich war. Andererseits war ein Bleiben des Korps in Drama unmöglich, weil die Bulgaren, wie sich auch sofort nachher zeigte, niemals erlaubt haben würden, daß das Korps in ihrem Rücken bliebe. Um daher die sichere bulgarische Gefangennahme zu vermeiden, ersuchte ich, daß das Armeekorps mit den Waffen nach Deutschland gebracht werde, und dies müsse Feldmarschall Hindenburg gewährleisten. Ein Befehl des Ministeriums, der im letzten Augenblick eintraf, war vollständig unausführbar wegen Mangel an Zeit und Mitteln. Es muß hinzugefügt werden, daß alles, was sich ereignet hat, vorher und wiederholt dem Ministerium gemeldet war. Stärke des Korps 430 Offiziere und 6100 Mann. Da ich telegraphisch weitere Einzelheiten nicht melden kann, flehe ich zu Euerer Majestät zu glauben, daß ich den obigen Entschluß mit Schmerz gefaßt habe, weil keine andere ehrenvolle Lösung möglich war.

Drama, 2. September 1916 4. Armeekorps. Hadjopulos, Oberst.“


vGrünau.



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