1915-12-09-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R14089
Zentraljournal: 1915-A-35688
Erste Internetveröffentlichung: 2003 April
Edition: Genozid 1915/16
Praesentatsdatum: 12/10/1915 p.m.
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Direktor der Deutschen Evangelischen Missions-Hilfe August Wilhelm Schreiber an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Privatschreiben



Berlin-Steglitz, den 9. Dezember 1915.
Humboldtstraße 14

Eine Anlage.

Euer Excellenz

erlaube ich mir als Beweis dafür, wie gut die im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amte erfolgte Veröffentlichung des Bescheides vom 12. November – A 30410 J.Nr. 33275 – auf die Eingabe vom 15. Oktober in Sachen der Armenier gewirkt hat, anliegend einen Artikel zu überreichen, der in der Zeitschrift “Auf der Warte” vom Sonntag, den 12. Dezember 1915 XII. Jahrgang Nr. 50 auf Seite 9 veröffentlicht worden ist. Dieses in der Vereinsbuchhandlung G. Ihloff und Co., Neumünster, herausgegebene Blatt “zur Förderung und Pflege der Reichsgottesarbeit in allen Landen” ist namentlich in den Gemeinschaftskreisen sehr stark verbreitet.


Euer Excellenz
ganz gehorsamster
A. W. Schreiber


Anlage

Ausschnitt aus "Auf der Warte" vom 12. Dezember 1915)1

Rundschau


Zur armenischen Frage. Etwa 50 angesehene Vertreter der evangelischen Kirche, der theologischen Wissenschaft und der Mission haben kürzlich dem Reichskanzler eine Eingabe unterbreitet, die im christlich-humanitären Interesse ihren Sorgen und Wünschen in der armenischen Frage Ausdruck gab. Hierauf hat der Reichskanzler folgende Antwort erteilt:

“Die Kaiserliche Regierung wird wie bisher, so auch in Zukunft es stets als eine ihrer vornehmsten Pflichten ansehen, ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß christliche Völker nicht ihres Glaubens wegen verfolgt werden. Die deutschen Christen können darauf vertrauen, daß ich alles, was in meiner Macht steht, tun werde, um den mir von Ihnen vorgetragenen Sorgen und Wünschen Rechnung zu tragen.”
Diese Erklärung wird unter den deutschen Christen allgemein mit Befriedigung aufgenommen werden. Lag es noch manchem Gläubigen wie ein schwerer Sorgenstein auf dem Herzen, wie sich die Dinge im Orient weitergestalten würden. Andererseits zeigt uns die Eingabe, daß das Gewissen der deutschen Christen nicht stumpf geworden ist und sie sich nicht in tiefes Schweigen hüllen, wie man uns das immer wieder von den englischen Christen vorwirft. Wenn unser Reichskanzler solch wichtige Erklärung abgibt, dann wissen wir, daß das nicht eine leere Phrase ist, sondern daß er mit seiner ganzen Person dahinter steht, wie man bisher schon über diese Sache nicht kühl hinwegging, wie die Erklärung betont. Dann dürfen wir aber auch hoffen, daß man die Fragen bezüglich des Islams, die sich durch den Anschluß der Türkei an die Zentralmächte ergeben haben, wachsamen Auges beobachtet. Und dafür werden die deutschen Christen, die zu ihrer Regierung auch in dieser Beziehung das vollste Vertrauen haben, von Herzen Dank wissen.


1 XII. Jahrgang Nr. 50, Seite 9.



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