1916-09-04-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20097
Zentraljournal: 1916-A-23904
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/04/1916 10:00 AM
Telegramm-Ankunft: 09/04/1916 10:22 AM
Praesentatsdatum: 09/05/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 646
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Gruenau) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Pleß, den 4. September 1916

Abschrift.

General von Ludendorff wird angesichts der Ereignisse in Griechenland das griechische Korps bei Kavalla nicht nur an der Rückkehr nach dem von der Entente besetzten Gebiet sondern auch an einem Marsch nach Kavalla verhindern und wahrscheinlich entwaffnen und internieren müssen. Militärische Interessen zwingen hierzu, da bulgarische Truppen dem Risiko einer Entente-Landung mit griechischem Korps im Rücken ausgesetzt werden können. Nach dem Vorgehen der Entente in Griechenland müssen wir uns für berechtigt halten, Gegenmaßregeln zu ergreifen. General von Ludendorff bittet um Ansicht Euerer Exzellenz, wie wir formell die Sache aufziehen können. Meines gehorsamsten Dafürhaltens wäre jedenfalls wünschenswert, wenn Übergabe griechischer Truppen der Form nach an höheren deutschen Offizier erfolgt, damit nicht Erregung gegen Bulgaren neue Nahrung erhält.


[Grünau]
[Jagow am 5.9. an Grünau /Nr. 1057)]

Auf Tel. Nr. 646.

Ich verschließe mich in keiner Weise der von General Ludendorff betonten militärischen Notwendigkeiten die Rückkehr des griechischen Korps nach Griechenland oder seinen Marsch nach Kavalla zu verhindern. Immerhin müssen wir uns darüber klar sein, daß diese Maßnahme von Venizelos, der die Straße beherrscht, zum Sturz der Monarchie ausgenützt werden und das Eingreifen Griechenlands in den Krieg beschleunigen kann. In besonders hohem Maß würde dies bei Entwaffnung und Internierung der Fall sein. Könnte statt dessen Verlegung der griechischen Truppen mehr nach Norden u. Dislocirung in verschiedene Standorte in Frage kommen? Erwünscht erscheint mir, daß Verhandlungen mit griechischen Truppenbefehlshabern durch einen deutschen Offizier stattfinden, da die Bulgaren den Griechen zu verhasst sind. Neben unserem eigenen militärischen Interesse könnte für die Notwendigkeit der Dislocierung das Schicksal der griechischen Besatzung in Saloniki und der Wunsch angeführt werden, die griechischen Truppen vor Gewaltstreichen der Entente zu schützen. Eine Bewachung der Griechen durch den bulgarischen Erbfeind scheint mir nicht angängig, ebensowenig eine Überführung des griechischen Korps auf bulgarischen Boden. Schließlich wird für Verpflegung zu sorgen sein. Mit der griechischen Regierung wird eine Verhandlung für uns kaum möglich sein, da letzten Telegramme vom 31. August datieren und die Entente die Telegraphen in Griechenland beschlagnahmt haben soll.



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