1915-12-14-DE-004
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1915-12-14-DE-004
Quelle: DE/PA-AA/R 20034
Zentraljournal: 1915-A-36142
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 12/14/1915
Telegramm-Ankunft: 12/15/1915 04:40 AM
Praesentatsdatum: 12/15/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 782
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Sofia (Michahelles) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 14. Dezember 1915

Zugleich für Generalstab, Kriegsministerium und Admiralstab.

Die letzten Kämpfe am Vardar gestalteten sich nach Aussage des bei der Obersten Heeresleitung eingetroffenen Kronprinzlichen Augenzeugen zu einer völligen Niederlage des Feindes. Auf dem östlichen Vardar-Ufer trieben die 2. und 11. Division am 12. die Reste von 2 englischen Divisionen über die griechische Grenze. Östlich des Doiransees befinden sich nur noch Erkundigungsabteilungen. Das verlassene Lager von Doiran bot das Bild schneller Auflösung. Die zumeist dem Knabenalter angehörenden Soldaten Lord Kitcheners leisteten gegenüber der wirksamen bulgarischen Artillerie keinen nachhaltigen Widerstand. Zäher waren auf dem westlichen Ufer die Kämpfe der 3. und 7. Division mit den Franzosen, die schließlich der Umfassung über die Marianska Palanina weichen mußten. Auch hier waren die Verluste der Bulgaren verhältnismäßig gering, diejenigen ihrer Feinde erheblich. Die Franzosen haben in Linie Kalinova-Maiadag auf griechischen Boden Nachhutstellungen bezogen. Fliegererkundungen ergaben den Abzug starker Kolonnen auf Salonik. Durch Agenten ist dem bulgarischen Hauptquartier die Nachricht zugegangen, daß bereits Truppen von Salonik nach Egypten abtransportiert werden. Der Umstand, daß der Feind die Brücken hinter sich zerstört und seine Vorräte, so gut es ging, abschob, läßt darauf schließen, daß er den Feldzug in Mazedonien aufgegeben hat. Der unaufhaltsame Nahangriff der Bulgaren verbunden mit der sich lockernden Disziplin unter den Verbündeten scheint panikartig gewirkt zu haben. Außerdem war bekannt, daß der Bulgare darauf verzicht, Gefangene zu machen.

Die bulgarische Heeresleitung ist überzeugt, daß es ihr gelungen wäre, bis Salonik vorzustoßen, wenn nicht die Grenze für die Verfolgung Halt geboten hätte.

Massow. Nr. 283.


[Michahelles]



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved