1915-10-14-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/BoKon 97/Bl. 127
Botschaftsjournal: 10-12/1915/9131
Erste Internetveröffentlichung: 2010 April
Edition: Deportationsbestimmungen
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Die deutsche Lehrerin Marie Bechler an die Botschaft Konstantinopel

Schreiben


Markneukirchen i. Sachsen, Wiesenstrasse 326, 14.10.1915.

Unterzeichnete bittet die deutsche Gesandtschaft in Konstantinopel, ihr sobald als möglich mitzuteilen, wo jetzt Hovannes Tschédiguian mit Frau u. sein Sohn Garabet Tschédiguian aus Mamüret-ul-Aziz (Mesireh) weilen. Ihre Angehörigen haben seit Mai keine Nachricht mehr von ihnen u. gehört von Herrn Prediger Joh. Ehmann, dem Leiter der deutschen Mission in Mamüret-ül-Aziz daß sie weggeführt worden seien nach unbekannten Gegenden, wahrscheinlich nach der arabischen Wüste. Sie sollen absolut unschuldig u. harmlos sein. Der alte G. Tschédiguian ist 78 und seine Frau 75 Jahre alt u. kränklich. Ihre Angehörigen möchten wissen, ob sie noch leben, wo sie zur Zeit sind u. möchten ihnen wenigstens etwas Geld überweisen können. Mamüret-ül-Aziz ist 8 Tagereisen vom Kriegsschauplatz entfernt, die Bevölkerung dort soll von jeher friedlich gewesen, und niemals sollen dort Unruhen irgendwelcher Art vorgekommen sein.

In der Erwartung einer Antwort unterzeichnet
Hochachtungsvoll Ergebenst
Marie Bechler,
früher Lehrerin von einer deutsch-armenischen Missionsschule im Osten.


[Antwort Botschaft 29.10]

Auf das Schreiben vom 14. d.Mts betr. Nachforschungen nach dem Verbleib des Hovannes Tschediguian aus Mamuret-ul-Aziz und seinen Angehörigen erwidere ich Ihnen ergebenst, daß die Bemühungen der Kaiserl. Botschaft, über das Schicksal einzelner verschickter Armenier durch Vermittlung der deutschen Konsulate oder der türkischen Behörden Auskünfte zu erhalten bisher sämtlich ohne Ergebnis geblieben sind. Ich muß daher zur Zeit von dergleichen Erkundigungen absehen, und bemerke nur, daß diejenigen Verbannten aus Mamuret-ul-Aziz, die über Diarbekir transportiert worden sind, in der Nähe dieser Stadt umgekommen sein sollen.

N[eurath]



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