1918-07-24-DK-001
Deutsch :: da de en
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1918-07-24-DK-001
Quelle: DK/RA-UM/Gruppeordnede sager 1909-1945. 139. D. 1, ”Tyrkiet - Indre Forhold”. Pakke 2, fra Jan. 1917 – 1. Jan. 1919
Erste Internetveröffentlichung: 2010 August
Edition: Dänische diplomatische Quellen
Telegramm-Abgang: 07/24/1918
Telegramm-Ankunft: 08/09/1918
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 67
Übersetzung: Michael Willadsen
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/30/2012


Der Gesandte in Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an den Außenminister (Erik Scavenius)

Bericht



Nr. 67

Konstantinopel, den 24. Juli 1918.

Herr Außenminister,

In einer ”Hatti Humayoun” [kaiserlichen Verordnung] vom 8. Juli hat Seine Majestät Sultan Mehmed VI den Wunsch geäussert, dass schnelle und energische Maßregeln ergriffen werden, um den Notstand, der in der Türkei entstanden ist als Folge der Kriegssituation und der Teuerung, zu beenden, und um die Bedürfnisse der Bevölkerung in jeder Hinsicht zufrieden zustellen, und er hat eine Anzahl von Begnadigungen und die Aufhebung des Ausnahmezustands außerhalb des militärischen Bereichs in Aussicht gestellt.

Die osmanische Regierung, die nicht vollzählig war, ist mit drei neuen Ministern vervollständigt worden, und es wurde beschlossen, ein neues Ernährungs-Ministerium einzurichten, welches von Kémal Bey, dem Delegierten des Komitees für Konstantinopel und früheren Generaldirektor der privilegierten türkischen Handelskammer „Djammiett“, die 1916 eine große Rolle hier in Konstantinopel gespielt hat, geleitet werden soll.

Ismail Djanbolat, Talaat Paschas Freund und Vertrauter, der bis vor Kurzem türkischer Gesandter in Stockholm war, hat die Leitung des Innenministeriums übernommen, die der Großwesir inne hatte, und die gemäß den vorliegenden Verlautfbarungen energischer gehandhabt werden soll.

Den zahlreichen Deserteuren wird der Begnadigungsweg eröffnet, nicht nur was die Strafe für ihre Desertion anbelangt, sondern auch für die anderen Verbrechen, die sie eventuell begangen haben mögen; so hofft man, die öffentliche Sicherheit zu verbessern und dem Unwesen der Räuberei in Kleinasien ein Ende zu setzen, die wie bereits berichtet, solche Ausmaße angenommen hat, dass es der Regierung große Sorge bereitet.

Eine neue Verordnung, an deren Ergebnis man große Erwartungen knüpft, ist die Ernennung von Dr. Nazim Bey zum Bildungsminister.

Dr. Nazim Bey gehört ebenso wie der früher erwähnte Chukri Bey zu den radikalsten türkischen Nationalisten im Komitee, unter denen nun anscheinend zur Regel geworden ist, den Bildungsminister auszuwählen, und er gilt als ein besonders energischer und tüchtiger Mann.

Es war nämlich Nazim Bey, der während des Balkankrieges den Plan aufgestellt hat, nach dem die islamische Bevölkerung in Makedonien auswandert und in der Türkei an Orten angesiedelt wird, deren nicht-muslimische Bevölkerung ihrerseits anderswohin vertrieben werden sollte.

Auf einer Sondersitzung des Komitees hat Talaat Pascha außerdem erklärt, dass die Regierungsmaßnahmen in Zukunft in genauer Übereinstimmung mit der Verfassung und den anderen fundamentalen Gesetzen erfolgen werden. Es wäre aber sicherlich verfrüht, dieser Erklärung eine andere oder größere Bedeutung beizumessen, als den anderen von ihm abgegebenen öffentlichen Erklärungen während des Krieges, die aber offenbar notwendig wurde als Folge des Thronwechsels und aufgrund der Wünsche des neuen Souveräns.

Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich, Herr Minister, Ihr ergebenster


[Wandel]



Copyright © 2006-2024 Matthias Bjørnlund: www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved