1915-11-10-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 20194
Zentraljournal: 1915-A.S.-5637
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 11/10/1915 08:30 PM
Telegramm-Ankunft: 11/11/1915 08:25 AM
Praesentatsdatum: 11/11/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 721
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Sofia (Michahelles) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 10. November 1915

Für Heeresleitung Kriegsministerium.

Montag abend ließ mich der König ins Palais rufen, um militärische Fragen zu erörtern und seine Freude über den Besuch des Luftschiffes Z 81 mit Herzog Johann Friedrich zu Mecklenburg an Bord Ausdruck zu geben. Zum Schluß berührte der König wiederum die Beziehungen Bulgariens zu Griechenland und wiederholte in bestimmter Weise Seine mir schon früher ausgesprochene Meinung, daß ein Bündnis dieser Länder unter dem Schutze Deutschlands zu fördern sei. Er werde seinen Teil dazu beitragen. „Allerdings“, fügte er hinzu, „bedarf es auch des Entgegenkommens von der anderen Seite. Bis jetzt führt die griechische Presse eine gehässige Sprache gegen Bulgarien.“ Eine Abtretung von Monastir oder Ochrida bezeichnete der König als gleichbedeutend mit dem Sturz des Ministeriums Radoslawow. Der König bat mich nach Küstendil zu fahren, um dies und weitere Fragen mit dem Oberbefehlshaber des Heeres zu besprechen. Während der Audienz traf ein Telegramm des Kronprinzen aus Veles ein, das den König über den Fortgang der Kämpfe am Vardar sichtlich beruhigte. Die Auffassung des Generals Jekow über die Kriegslage melde ich durch besonderes Telegramm. Bezüglich Griechenlands bestätigte er mir meine bereits gemeldeten Informationen. Die Grundlage, auf der eine Verständigung mit Griechenland zu erzielen sei, bilde nach wie vor Gegenstand ernster Erwägungen. Abweichend von seiner früheren Auffassung hält er es jetzt, nachdem sich die Kriegslage in Serbien zugunsten Bulgariens von Tag zu Tat bessert, nicht mehr für angezeigt, den Griechen mehr zu bieten, als vertraglich mit uns festgelegt ist. Was wir außer Mazedonien den Griechen in Aussicht stellen, betrachtet er als unsere Angelegenheit, die ohne Widerspruch aufgenommen würde. Jedenfalls drängt auch er auf eine Klärung bevor ein Angriff überlegener deutsch-bulgarischer Kräfte die Franzosen und Engländer über die griechische Grenze zurückwirft und hierbei bezüglich des Gebiets Gewgeli-Doiran zu Verwickelungen Anlaß geben kann. General Jekow schlägt die baldige Entsendung eines deutschen Armeekorps in Richtung Monastir vor. Hierdurch verspricht er sich einmal eine Handhabe für den König Konstantin zur Durchführung seiner Absichten in unserem Sinne und ferner einen Druck auf das griechische Volk. Generalstabchef General Jostow schließt sich den Ausführungen an.

Massow


[Michahelles]



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