1914-09-10-DE-005
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Quelle: DE/PA-AA/R 22402
Zentraljournal: 1914-A.H.-836
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 09/12/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 11
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Jagow)

Bericht



Nr. 11.

Berlin, den 10. September 1914.

Ein Vertreter des Reichsmarineamts regte heute bei mir an, ob nicht das Reich der Türkei zur Ausrüstung der Expedition gegen Egypten 25 Millionen Mark zur Verfügung stellen sollte. Ich habe erwidert, die Anregung erscheine mir durchaus beachtenswert und ich könnte nur raten, sie dem Herrn Staatssekretär des Reichsmarineamtes zu unterbreiten, damit dieser im Benehmen mit dem Herrn Chef des Generalstabes des Feldheeres das Erforderliche beim Reichsschatzamt veranlaßt. Angesichts der Höhe des benötigten Betrages und der vorwiegend militärischen Natur der für seine Anforderung geltend zu machenden Gesichtspunkte würden Schritte, die das Auswärtige Amt von hier aus beim Reichsschatzamt unternehmen könnte, kaum Aussicht auf Erfolg haben.

Meines Dafürhaltens wird es mit den 25 Millionen für Egypten allein nicht getan sein, vielmehr werden wir der Türkei, wenn sie wirklich für uns marschiert, mit Rücksicht auf ihre notorische Notlage größere Subsidien gewähren und uns zu diesem Zwecke rechtzeitig einen entsprechenden Kredit bei der Reichsfinanzverwaltung sichern müssen. Ich möchte annehmen, daß ein Betrag von etwa 100 Millionen vorläufig ausreichen dürfte. Diese Summe würde erst nach Eintritt der Türkei in die Feindseligkeiten und auch dann nicht auf einmal, sondern je nach Bedürfnis zur Verfügung zu stellen sein. Vielleicht empfiehlt es sich, daß die militärischen Stellen aus Anlaß der Forderung für Egypten auch die Subsidienfrage in die Hand nehmen und - nötigenfalls durch Vermittlung des Herrn Reichskanzlers - schon jetzt die erforderlichen Kredite beim Reichsschatzamt flüssig machen.

Euerer Exzellenz darf ich hiernach das Weitere anheimstellen.


Zimmermann
[Antwort Jagow 12.9.]

Zur Gewährung von Mitteln an die Türkei für die Ausrüstung der Expedition nach Egypten, sowie für die sonstige Kriegführung würde der Herr Reichskanzler an sich bereit sein. Selbstverständlich könnten aber - wie auch Epp richtig bemerken - solche Subsidien erst gewährt werden, nachdem die Türkei in den Krieg gegen Rußland eingetreten ist. Denn es hat keinerlei Werth für uns, die Türkei mit Geld u. Waffen auszurüsten, um sie in den Stand zu setzen, etwa einen Krieg gegen Griechenland um die Inseln zu führen oder andere außerhalb unserer Interessen liegende Ziele zu verfolgen.

Vorheriger Verhandlungen mit dem Reichsschatzamt wegen Sicherung eines Kredits zu obengenanntem Zweck würde es nicht bedürfen, da, wenn der Moment eintreten sollte, wo solche Leistungen für unsere Kriegszwecke erforderlich werden, der Herr Reichskanzler von sich aus die Bereitstellung der Mittel verfügen wird.



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