Vertraulich
Diese Aussichten sind nicht erfreulich; sie werden noch unerfreulicher durch die Erwägung, dass Bulgarien, zwischen zwei Feuern gebracht, entweder ohne unsere kräftige Hilfe erdrückt werden wird oder von selbst abfällt. Die Bulgaren vom König (der etwas pessimistisch gestimmt ist) bis zum Bauer erwarten, dass Deutschland helfe, sie sind davon überzeugt. Bleibt die deutsche Hilfe aus, so haben wir mit dem Zusammenbruch der uns freundlichen Regierung, vielleicht mit der Beseitigung des Königs und mit der für lange Zeit endgültigen Festsetzung einer uns feindlichen Herrschaft auf dem Balkan zu rechnen.
Die Bulgaren können an brauchbaren Feldtruppen 12 Divisionen zu 24 Bataillonen aufstellen, nicht mehr als 300000 Mann. Damit könnten sie allenfalls einen Angriff von Süden her begegnen, auch wohl einen Angriff von Nordost, aber nicht gleichzeitigen Angriffen von beiden Seiten. Wir müssen annehmen, dass unsere Gegner zweckmässig handeln werden, dass sie also das rumänische Heer nur gegen Oesterreich-Ungarn verwenden und es den Russen überlassen, durch die Dobrudscha gegen Bulgarien vorzugehen. Da dieser Plan zur Voraussetzung hat, dass Russland in Galizien und der Bukowina weiter erfolgreich gewesen ist, so ist es noch zweifelhafter als ohnehin, ob die bulgarischen Truppen dann gegen Russland immer zuverlässig sein werden. Gegenüber einem geschlagenen ungefährlichen Russland wird die Zuverlässigkeit der Bulgaren grösser. Das sind Erwägungen, die bei den Maassregeln zur Sicherheit unserer Truppen nicht übersehen werden dürfen.
Es ist unnötig, auf mehrere frühere Berichte über diese Lage hinzuweisen. Wir haben hier das Vertrauen, dass unsere deutsche Heeresleitung an alle diese naheliegenden Erwägungen gedacht hat und dass das begonnene Unternehmen zu gutem Ende geführt werden wird.