1915-06-11-DK-001
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Quelle: DK/RA-UM/UM, 2-0355, ”Konstantinopel/Istanbul, diplomatisk repræsentation”, ”Noter og indberetninger om den politiske udvikling, 1914-1922”, ”Verdenskrigen. Rapporter fra Smyrna. Nov. 1914-marts 1916”
Erste Internetveröffentlichung: 2010 August
Edition: Dänische diplomatische Quellen
Telegramm-Abgang: 06/11/1915
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: No. 14/No. 288
Übersetzung: Michael Willadsen
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Konsul in Smyrna (Alfred van der Zee) an die Gesandtschaft in Konstantinopel (Carl Ellis Wandel)

Bericht



Ich bitte um Erlaubnis, meinen Bericht vom 28. d.M. fortzusetzen und habe die Ehre, Ihnen folgendes mitzuteilen:

FEINDLICHE UNTERTANEN: In Übereinstimmung mit erhaltenen Instruktionen verhafteten die Militärbehörden innerhalb der letzten Woche 111 Angehörige der feindlichen Staaten, von denen 44 Franzosen (zumeist französische Proteges) und der Rest Briten (fast alle Malteser) waren.

Nachdem sie für einige Tage in einem Haus in der Nähe der Kasernen festgehalten wurden, führte man sie am Mittwoch, den 9. d.M. in das Dorf Nymphio, etwa zwanzig Meilen von Smyrna entfernt, wo sie in der für diesen Zweck evakuierten Schule untergebracht wurden. Es ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, daß die meisten der verhafteten Personen den unteren Bevölkerungsschichten angehören, zum größten Teil über keinerlei Mittel verfügen und daß die hiesigen Behörden keinerlei Instruktionen haben, sie mit Lebensmittel zu versorgen.

Der amerikanische Generalkonsul [George Horton], der die Interessen der feindlichen Staatsangehörigen wahrnimmt, hat am 10. d.M. Herrn [Augustus C.] Routh auf Rechnung der Engländer und Herrn Caporal auf Rechnung der Franzosen zu den Betroffenen geschickt, um sie mit Brot und Käse zu versorgen und jeden mit einer kleineren Summe Geldes. Er hat ferner bei der US-Botschaft in Konstantinopel für weitere Hilfe um Geld gebeten.

BLOCKADE: Die Blockade des Golfs von Smyrna durch die anglo-französische Flotte ist nunmehr in Kraft getreten, kein Schiff kann den Golf in irgendeiner Richtung befahren. Die griechische „Macedonia“, die am Mittwoch 9. d.M. von Piräus nach hier unterwegs war, wurde von den alliierten Kreuzern zurückbeordert.

Es scheint, daß von den Anglo-Franzosen Minen am äußeren Eingang des Golfs von Smyrna nahe der langen Insel ausgelegt worden sind, um die Blockade dichter zu machen und daß der französische Minenleger „Casablanca“ dabei auf eine Mine gelaufen ist und unterging, wobei die Türken sehr viel Material des Wracks geborgen haben.

BESCHIESSUNG der KÜSTE: Nach Eingang entsprechender Informationen haben englische & französische Kreuzer betriebliche Einrichtungen aller Art, die es in Boudroum [Bodrum], Kuluk, Dikili & Fokia [Phocea] gab, nach und nach zerstört, um jedwede Hilfe für deutsche U-Boote zu verhindern.

Vor der Zerstörung der Einrichtungen in Boudroum ist ein Boot, das vom französischen Kriegsschiff "Dupleix" zur Aufklärung ausgesandt wurde und sich innerhalb der Feuerlinie der Stadt befand, von den Landstreitkräften versenkt worden. Sechs Mannschaftsmitglieder wurden gerettet und als Gefangene nach Smyrna geschickt. Um sich zu rächen, beschossen die Franzosen die Stadt und eine Anzahl von Gebäuden litt beträchtlich darunter.

UNTERSEE-BOOTE: Ein größeres U-Boot als das von mir im Bericht vom 28. d.M. erwähnte, ist unter deutscher Flagge in der letzten Woche trotz der Blockade in die Bucht von Smyrna eingelaufen und hat sie wieder verlassen. Nach dem Bericht eines Offiziers, der an Land gegangen war und hier blieb, kam dieses U-Boot zuletzt aus dem Kampfgebiet vor den Dardanellen, wurde von fünf britischen Kreuzern gejagt, schaffte es aber zu entkommen und in das Fort Yenikalé von Smyrna einzulaufen.

Euer Exzellenz gehorsamer Diener


Alfred van der Zee



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