1915-11-04-DE-009
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Quelle: DE/PA-AA/R 20024
Zentraljournal: 1915-A-32050
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 11/04/1915 09:50 AM
Telegramm-Ankunft: 11/05/1915 03:30 PM
Praesentatsdatum: 11/05/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 5
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 4. November 1915

Für Chef des Generalstabes Feldheeres:

[1. Nach Ansicht hiesigen Generalstabs wird Mißtrauensvotum, welches sich Regierung in der Nacht zum 4. November holte, zur Auflösung der Kammer führen. Mitglieder jetzigen Ministeriums werden voraussichtlich, unter Präsidium Gunaris, im Amt bleiben, oder es würde unter Gunaris ein neues Ministerium gebildet, welches schärfer als das bisherige Neutralitätspolitik vertritt.

2. Im Anschluß hieran sprach Oberst Metaxa erneut über Verständigung zwischen Griechenland und Bulgarien, welche unbedingt auch Unterstützung neuen Kabinetts finden würde. Es sei nicht Furcht vor Bulgarien sondern Überzeugung, daß selbst durch siegreichen Krieg nichts zu gewinnen sei, welches dauernden Frieden mit Bulgarien wünschenswert mache. Griechenland wolle außer Gewgeli-Doiran keinen Landerwerb auf Kosten Serbiens, da Monastir-Frage jetzt noch nicht berührt werden dürfe. Monastir-Frage gewinnt aber in Hinsicht auf ev. bevorstehende Wahlen große Bedeutung, da Bedrohung oder Besetzung Monastir für Venizelos neues, sehr zugkräftiges Agitationsmittel wäre und der Königspartei Aufgabe sehr erschweren würde.

3. Weiter sei es wichtig, daß gerade jetzt keine neuen Meldungen über Griechen-Verfolgungen in Türkei kommen. Auch dies sei eine Hauptwaffe Venizelos, welcher immer wieder behauptet, daß Deutschland Ausrottung griechischer Elemente in Türkei beabsichtige.

4. Zur Entwaffnungsfrage sagte Metaxa heute, daß serbische Truppen beim Übertritt auf griechisches Gebiet sofort entwaffnet würden, während Ententetruppen mindestens verhindert werden sollen, neuen Angriff unternehmen. Hierzu melde ich: Zu 2. Der Plan der Annäherung der beiden Länder würde durch Initiative Deutschlands erheblich gefördert werden. Die Annäherung ist griechischerseits möglichst auch nur unter der Aegide Deutschlands gedacht. In Anbetracht ev. neuer Wahlen halte ich Vermeidung einer Bedrohung oder Besetzung Monastir für äußerst wünschenswert. Zu 3. Einige geschickte Artikel in deutscher Presse, daß Griechenland in Türkei der notwendige Zwischenhändler sei, daß Türkei und daher auch Deutschland Interesse habe, griechische Elemente in Türkei zu erhalten, wären sehr erwünscht. Presse Artikel, wenn möglich, zur Verwertung in hiesiger Presse drahten. Zu 4. Ansichten sind vorläufig wohl immer noch nur Ansichten Generalstabs, der aber eifrig daran arbeitet, Regierung zu gleicher Ansicht zu bekehren.]

Falkenhausen.


[Mirbach]
[Antwort Jagow (Nr. 886)]

Auf Telegramm Nr. 5 des Militärattachés.

Botschaft Konstantinopel ist beauftragt, wegen Griechenverfolgung vorstellig zu werden. Herr Theotoki hat hier auch 3 diesbezügliche Beschwerden vorgebracht.

Ich lasse Sofia wegen Verständigung sondieren.


[Jagow an Treutler am 5.11. (Nr. 1533)]


Militärattasché telegrfirt v. 4.XI „[ ]“. Werde in Sofia wegen Verständigung sondiren. Befürchte aber, daß auch später Anschneiden der Monastir-Sache Schwierigkeiten in Bulgarien machen wird. Ist Vermeidung der Besetzung möglich? Werde Artikel wegen Schonung der Griechen in Türkei veranlassen. Doch kann dies wegen Chauvinismus und Griechenhaß der Türken nur mit Vorsicht geschehen.



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