1915-09-17-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20191
Zentraljournal: 1915-A.S.-4888
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 09/17/1915 07:30 PM
Telegramm-Ankunft: 09/18/1915 04:20 PM
Praesentatsdatum: 09/18/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1235
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 17. September 1915

Im Verlauf eines längeren Gespräch mit Herrn Venizelos, welches notgedrungen akademisch bleiben mußte, da ja der Premier in die tatsächlichen Vorgänge nicht eingeweiht ist, sagte mir der Minister, daß er die Ansicht Sr. M. des Königs ja nicht kenne, er mir aber ganz offen sagen wolle, daß er im Falle eines bulgarischen Angriffs auf Serbien dem König unter allen Umständen zur Kriegserklärung an Bulgarien würden raten müssen. Dies sei für Griechenland zwingendes Gebot de Selbsterhaltung ganz unabhängig vom Weltkrieg und seinem Allianzsystem, ja selbst unanhängig vom Bundesverhältnis Griechenlands zu Serbien.

Ich fragte Herr Venizelos, ob er denn ernstlich glaube, daß ein solcher griechisch bulgarischer Sonderkonflikt als rein lokales Ereignis neben den Ereignissen des Weltkriegs würde einhergehen können.

Darauf antwortete der Ministerpräsident, daß Griechenland, wenn es sich in dem erwähnten Falle im weiteren Verlauf der Ereignisse, uns und Österreich-Ungarn gegenüber sehen sollte, dann allerdings „durch die Macht der Tatsache“ in das Lager der Entente getrieben werden würde.


[Mirbach]



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