1914-11-25-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20173
Zentraljournal: 1914-A-32231
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 11/25/1914 01:00 PM
Telegramm-Ankunft: 11/25/1914 02:28 PM
Praesentatsdatum: 11/25/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1428
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 1428.

Pera, den 25. November 1914

Gestern sagte mir der hierher zurückgekehrte türkische Gesandte in Nisch, Fuad Bey, daß nach seinen in Nisch gemachten Beobachtungen die österreichische Heeresleitung gegenüber den Serben vollkommen versagt habe. Wo eine Offensive angezeigt gewesen wäre, seien die Österreicher defensiv geblieben und umgekehrt. Höchst bedauerlich sei vor allem die Langsamkeit der österreichischen Truppenbewegungen. Wenn jetzt die Österreicher wiederum mit dem Angriff auf Kragujewatz zögerten, wo würden sie dort eine stark befestigte Stellung vorfinden, zu deren Eroberung Monate nötig wären. Die Österreicher müßten jetzt coûte que coûte bis Nisch durchstoßen und sich zu Herren des Donauverkehrs machen. Dann erst werde die Türkei aufatmen können und auch Bulgarien sich zu Losschlagen entschließen.

Ganz in demselben Sinne äußerte sich Herr Toscheff. Ohne mit Deutschland und Österreich auf eigendeinem Wege verbunden zu sein, könne sich Bulgarien nicht auf einen Krieg einlassen. Seien die Österreicher bis zur bulgarischen Grenze durchgedrungen, so werde Bulgarien ohne Kriegserklärung sich Mazedoniens bemächtigen und das weitere abwarten. Er selbst (Toscheff) habe hier seine Aufgabe erledigt und hoffe demnächst nach Wien versetzt zu werden, wo er unterstützt vom deutschen Botschafter auf die österreichischen Aktion in beschleunigendem Sinne einzuwirken hoffe.


[Wangenheim]



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