Die von der Deutschen Orientmission geplante Hilfsexpedition für die notleidenden Armenier in Syrien und Mesopotamien ist diesseits auf der Hohen Pforte zur Sprache gebracht worden; ich habe dabei hervorheben lassen, daß der genannte Verein hierbei lediglich humanitäre Ziele im Auge habe, wie dies schon daraus sich ergebe, daß es sich in der Hauptsache um Fürsorge für Frauen und Kinder handle; ferner, daß der Verein unter seinen Mitgliedern zahlreiche Persönlichkeiten von Einfluß und Ansehen habe, sowie endlich, daß Herr Lepsius im vorigen Jahre persönlich hierhergekommen sei und sich u. a. durch Rücksprache mit Enver Pascha über die Armenische Frage zu unterrichten Gelegenheit gehabt habe.
Die Antwort der Pforte lautete durchaus ablehnend, und zwar mit der Begründung, daß die türkische Regierung keinerlei fremde Hilfsaktion für die Armenier zulassen könnte, da hierdurch die Armenier in ihren Hoffnungen auf das Ausland bestärkt würden. Diese Begründung stimmt wörtlich überein mit der Antwort, die dem Konsul Loytved in Damaskus von Djemal Pascha erteilt wurde, als er den letzteren über die von amerikanischer Seite mit deutscher Beteiligung geplante Hilfsaktion sondierte.
Über eine eventuelle Verteilung der den Armeniern zugedachten Hilfsmittel durch Djemal Pascha hat sich Konsul Loytved auf telegraphische Anfrage dahin geäußert, daß er diesen Modus zunächst nur dort für zweckmäßig erachte, wo Konsulate die Unterorgane Djemal Paschas beaufsichtigen können. Aber auch hierfür müsse die Genehmigung der Zentralregierung eingeholt und dann dem Djemal Pascha Art und Weise der Verteilung von den Geldgebern genau mitgeteilt werden; im übrigen empfehle es sich, die Hilfsaktion wie bisher durch Vertrauenspersonen im geheimen fortzusetzen.