Was die Frage der Reformen beträfe, so seien auch wir von der Notwendigkeit derselben überzeugt namentlich müsse etwas und zwar möglichst schleunigst in Armenien geschehen, da dort unhaltbare Zustände herrschten. Wir seien bereit, uns hierüber, wie in der Frage der Allgemeinreform mit Grossbritannien zu verständigen. Auch hätten wir aus seiner Rede mit Genugtuung ersehen, dass er diese Frage als eine Angelegenheit aller Mächte betrachte, mithin keine Vorzugsstellung einer einzelnen anstrebe.
Sir Edward erwiderte, dass die Türkei ihn mit der Bitte um Gewährung eines zahlreichen Stabes von Beamten und Offizieren angegangen habe. Mit Rücksicht auf die Empfindlichkeit und die Rechte anderer Mächte namentlich auch auf uns habe er es abgelehnt, den türkischen Wünschen zu willfahren. Er habe sich darauf beschränkt, einige wenige Offiziere für die Gendarmerie in Aussicht zu stellen, die aber nur provisorisch hingeschickt werden sollten und vielleicht in dem Rahmen eines späteren grösseren Reformwerks hineingespasst werden könnten. Auch sollte diese nicht für die ganze Türkei, sondern für einige Provinzen Verwendung finden. Er habe diese Bitte schon deshalb nicht ablehnen können, weil er sonst dieVerantwortung für etwaige massacres auf sich genommen hätte. Reformen müssten von den Mächten gemeinsam ausgehen und könnten vielleicht in Armenien ihren Anfang nehmen. Vielleicht liesse sich das armenische Statut nach den Vorschlägen der Botschafter des Jahres 1895 als Grundlage verwenden auch für die anderen Provinzen. Er frug mich ob wir hinsichtlich der Reformen irgendwelche Vorschläge zu machen hätten. Ich verneinte dies und forderte ihn auf, seinerseits mit Anregungen hervorzutreten. Er wiederholte, dass er die Türkei erhalten wolle und keine Teilungspläne hege.
Sir Edward scheint sich noch nicht ganz im klaren zu sein nach welchen Grundsätzen die Mächte zu Reformen ihre Hand bieten sollen, ob nach Verwaltungszweigen oder Interessensphären. Ich warnte vor letzterer Lösung und hob hervor, dass die Abgrenzung von Interessensphären auf erhebliche Schwierigkeiten stossen und leicht zu unerwünschten Folgen führen könne. Jedenfalls beschäftigt ihn der Gedanke der Interessensphären und ist es auch bezeichnend für seinen guten Willen, dass er mit uns davon spricht unter Umständen also bereit ist, unsere Interessensphären anzuerkennen.