1915-12-23-DE-005
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1915-12-23-DE-005
Quelle: DE/PA-AA/BoKon 98/Bl. 75-76
Botschaftsjournal: 10-12/1915/11562
Erste Internetveröffentlichung: 2010 April
Edition: Deportationsbestimmungen
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Das Generalkonsulat Konstantinopel (Voigt) an die Botschaft Konstantinopel (Mordtmann)

Schreiben


Pera, 23. XII. 15

Sehr geehrter Herr Generalkonsul!

Die gewünschten Akten sende ich ihnen anbei ganz ergebenst zu.

Herr Brocksieper ist übrigens zur Führung eines das Gesellschaftsverhältnis ausdrückenden Zusatzes zu seinem Namen nicht berechtigt. Er ist darauf von hier aus schon mehrmals hingewiesen worden, neulich ist ihm sogar eine Ordnungsstrafe angedroht worden.


Ihr ganz ergebenster
Hermann Voigt

[Notiz Mordtmann 28.12.]


Die betr. Vorakten (Erlas des A.A.und Mitteilung des Kais. Gkslts. dem der Erlas zur Auswertung übersandt war, sind verschollen geblieben; H. Dr. Voigt, der die Sache auf dem Gkslt. bearbeitet, hat mir die dortigen Akten übermittelt).

[Botschaft an Reichskanzler 28.12]


Auf den Erlaß vom 24.10. d.J. IIIc 18756.

Die Firma Fritz Brocksieper & Co hat sich schon früher wiederholt sowohl an das Kais. Generalkonsulat wie auch an die Kais. Botschaft gewendet, zunächst um der drohenden Ausweisung bezw. Verschickung ihres Angestellten Avedis Avedisoff, und später, als diese erfolgt war, um ihm die Erlaubnis der Rückkehr hierher zu verschaffen. Als der Genannte im September d.Js. mit anderen Russischen Staatsangehörigen nach Angora verschickt wurde, wandte sich der Vertreter der Firma, der Rechtsanwalt A. Said Schewket bej, an die Botschaft mit der Bitte um Verwendung bei den Türkischen Behörden zu Gunsten des Avedisoff. Bei der völligen Aussichtslosigkeit ist seinem Gesuch keine Folge gegeben worden. Trotzdem hat die Botschaft auf die Eingabe des Firmeninhabers unter dem 6. November mittels eines Aide-Memoires bei der Pforte beantragt, den p. Avedisoff unter Berücksichtigung der dafür geltend zu machenden Gründe, freizulassen; das Ministerium des Innern hat indes, wie vorauszusehen, es abgelehnt, darauf einzugehen.

Die Zahl der in Angora internierten Russischen Untertanen, die zum größten Teil, wenn nicht ausschließlich, der Armenischen Nationalität angehören, und ursprünglich türkische Untertanen waren, wird auf 127 angegeben; wie verlautet, hat die Amerikanische Botschaft geeignete Schritte getan, um sie nach Möglichkeit vor Gewalttätigkeiten zu schützen.

Übrigens war nach Mitteilung des Kais. Generalkonsulats Avesidoff nicht der Stellvertreter des Herrn Brocksieper, sondern nahm nur eine untergeordnete Stellung in dessen Geschäfte ein. Der eigentliche Stellvertreter war und ist der vorgenannte Ali Saib Chewket bej, der auch jetzt mit der Führung der Firmengeschäfte betraut ist.



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved