1916-09-12-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20203
Zentraljournal: 1916-A.S.-
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Reichskanzler (Bethmann Hollweg) an den Ministerpräsidenten Bulgariens (Radoslawow)

Schreiben


Pleß, den 12. September 1916

Abschrift.

Euerer Exzellenz

danke ich verbindlichst für das gefällige Schreiben vom 7. d.M., das Seine Majestät der König die Gnade gehabt hat, mir zu übergeben. Ich darf Ihnen zunächst meine aufrichtigsten Glückwünsche aussprechen zu der Art und Weis, in der ganz Bulgarien unserem neuen Feinde entgegengetreten ist, sowie zu den überraschend schnellen und großen Siegen, die das tapfere bulgarische Heer erfochten hat. Walte Gott, daß es uns an der Seite unserer treuen Verbündeten bald gelingen möge, unsere Feinde zum Nachgeben zu zwingen und unsere Länder der Segnungen des Friedens wieder teilhaftig werden zu lassen.

Was die von Euerer Exzellenz geäußerten Wünsche anlangt, für die ich vollstes Verständnis habe, so bin ich sofort mit dem Generalfeldmarschall von Hindenburg und dem Herrn Kriegsminister in Verbindung getreten. Die Frage der Entsendung von Verstärkungen sowohl nach Mazedonien wie auch an die Donaufront ist eingehend geprüft worden, und Euere Exzellenz könne sich versichert halten, daß dabei die militärisch wie politisch schwierige Lage Bulgariens nicht einen Augenblick außer acht gelassen worden ist. Ganz abgesehen von dem Bestreben, unsere Bundesgenossen nach Möglichkeit zu unterstützen, würde unsere Oberste Heeresleitung schon aus rein operativen Gesichtspunkten heraus glücklich sein, wenn sie gerade der Armee an der Donau und in der Dobrudscha besonders starke Kräfte zuführen könnte, weil dadurch ein schwerer Druck auf die linke Flanke des Gegners ausgeübt und dieser schärfer angefaßt werden würde.

Indessen ist es im Hinblick auf die Ansprüche der übrigen Fronten und besonders auch auf die höchste Anspannung unserer Kräfte an der Somme zur Zeit nicht möglich, weitere Kräfte verfügbar zu machen. Das schließt jedoch nicht aus, daß zu einem etwas späteren Zeitpunkte andere Dispositionen getroffen werden können. Wenn nun auch unsere Oberste Heeresleitung nicht in der Lage ist, eine unmittelbare Entlastung der bulgarischen Nordfront durch Bereitstellung weiterer Kräfte herbeizuführen, so werden doch mit größter Beschleunigung alle notwendigen Maßnahmen getroffen, um im Rahmen der geplanten Gesamtoperationen dieses Ziel möglichst bald zu erreichen. Generalfeldmarschall von Hindenburg hat die Ehre gehabt, Seiner Majestät dem Könige und Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen eingehenden Vortrag über die gesamte militärische Lage zu halten. Seine Majestät sind daher im Einzelnen darüber orientiert, von welchen Erwägungen sich unsere Oberste Heeresleitungen bei ihren Entschließungen haben leiten lassen und welche Ziele sie verfolgen. Die Ausführungen des Feldmarschalls habe die volle Billigung Seiner Majestät gefunden.

Hinsichtlich der Bereitstellung von Kriegsmaterial wird, wie mir der Herr Kriegsminister versichert hat, den bulgarischen Wünschen in weitgehendem Maße entsprochen. Die erforderlichen Vorkehrungen sind bereits getroffen.

Möglicherweise werden die nächsten Wochen noch sehr starke Anforderungen an unsere Nerven und unsere Willenfestigkeit stellen; wir werden jedoch unserer treuen und tapferen Verbündeten nie im Stich lassen. Es wäre mir eine besondere Genugtuung, wenn Euere Exzellenz sich dieser meiner Worte alsdann freundlichst erinnern wollten.

Mit dem Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung bin ich

Euere Exzellenz

Ganz ergebener


[v. Bethmann Hollweg]



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