1915-08-16-DE-001
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1915-08-16-DE-001
Quelle: DE/PA-AA/R 20003
Zentraljournal: 1915-A-24410
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 08/19/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: B 13754
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Bern (Romberg) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Bern, den 16. August 1915

Legationsrat von Brüning berichtet mir aus Lausanne Folgendes: „Der Khedive war, wie ich zuverlässig erfahre, nur hier, um den berühmten Chirurgen Roux zu konsultieren, wegen einer Zungenverletzung die er bei dem s. Zt. auf ihn verübten Attentat davongetragen. Er ist inzwischen mit seinem oesterreichischen Leibarzt wieder nach Luzern zurückgekehrt.

Die grosse Zahl der hier anwesenden Türken ist auffallend. Der Mittelpunkt der alttürkischen Propaganda ist Genf; dort soll, wie man mir sagt, der Neffe Abdul Hamids, - Sabad Eddin -, der sich bisher in Athen aufhielt, erwartet werden.

Der Eigentümer und Herausgeber des in Constantinopel erscheinenden „Ikdam“, Ahmed Djevedet ist hier im Hotel; man sagt ihm persönlich starke alttürkische Sympathien nach.

Noch ein anderer Journalist, Felix Valyi, Ungar von Geburt,, Herausgeber der früher in Paris, jetzt in Lausanne gedruckten „Revue Internationale“ lebt seit längerer Zeit hier. Er hatte vor kurzem hier eine lange Unterhaltung mit Herrn Basile Missir, Präsident des Senats in Bukarest, der ihm interessante Mitteilungen über die rumänisch-italienischen Beziehungen gemacht hat. Darnach soll nach der Eroberung von Przemysl durch die Russen, Rumänien tatsächlich bereit gewesen sein, mit Italien zusammen zu gehen. Da die italienische Regierung jedoch, ohne ihre eigenen Pläne zu enthüllen oder bindende Verabredungen treffen zu wollen, das anmassende Verlangen stellte, Rumänien solle - gewissermassen automatisch - losschlagen, sobald Italien den Zeitpunkt für gekommen erachte, sei Nichts aus der Sache geworden. Das spräche also gegen das angebliche Vorhandensein eines rumänisch-italienischen Abkommens.

Die Türken erzählen hier, unser Militär-Attaché von Leipzig sei nicht Opfer eines Unfalls, sondern von einem Türken erschossen worden. Die sehr energischen Schritte unseres Botschafters, eine Bestrafung des Täters herbeizuführen, hätten Herrn von Wangenheim in Konflikt mit der türkischen Regierung gebracht und seine Stellung erschüttert.

Soll und kann ich diesen Erzählungen bei sich bietender Gelegenheit entgegentreten?“


Romberg
[Anmerkung AA: Ja!]



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved