1914-09-21-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 1914
Zentraljournal: 1914-A-23353
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 09/21/1914 12:45 PM
Telegramm-Ankunft: 09/22/1914 04:35 AM
Praesentatsdatum: 09/22/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 847
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 847
Therapia, 21. September 1914

<Laut Enver beschloß türkische Regierung infolge heutigen Auslaufens der Breslau folgendes:

1) Pforte erkennt an, daß deutsche Seebefehlshaber befugt sind, deutsche Interessen wahrzunehmen auch wenn sie mit türkischen kollidieren.

2) Regierung kann Auslaufen der gesamten Flotte nicht gestatten; auch wenn Souchon zusichert Zwischenfälle zu vermeiden, so könnte er doch als deutscher Offizier in die Lage kommen, Interessen der Türkei hintan zu setzen.

3) Regierung wird Auslaufen unserer Kriegsschiffe nicht verhindern, auch dann nicht, wenn sie die russische Flotte oder russische Befestigungen angreifen wollten. Sie lehnt entschieden jede feindselige Haltung gegen die deutsche Regierung ab, falls seitens einer anderen Regierung wegen Eingreifens der deutschen Schiffe Protest oder Ultimatum ergeht. Deutschland sei die einzige Hoffnung der Türkei. Man werde daher niemals etwas gegen Deutschland tun. Ereignet sich ein Zusammenstoß, so wird die Türkei darauf hinweisen müssen, daß sie mit ihrem Bundesgenossen nicht identisch sei. Ließe die Türkei ihre Schiffe mitfahren, so würde man ihr vorwerfen, sie habe die Absicht des deutschen Admirals gekannt und unterstützt, was kriegerischer Handlung gleichkomme.

4) Regierung wird in Berlin beantragen, daß deutsche Marine-Mission an Stelle der Mission Lympus tritt. Übernimmt Souchon diese Mission, so wird ihm erlaubt werden, mit der ganzen Flotte auszufahren. Tritt auf dieser Fahrt Zwischenfall ein, so wird man sagen, Admiral Souchon habe seine Befugnis überschritten, es sei ihm verboten worden, etwas gegen Rußland zu unternehmen.

5) Kammerpräsident Halil Bey soll nächster Tage nach Berlin reisen um dort schwierige Lage der Türkei vorzutragen und seine persönlichen Eindrücke in Sofia und Bukarest mitzuteilen. Rumänien sei dem deutsch-österreichischen Bündnis gänzlich abgeneigt. Öffentliche Meinung ganz unter französischem Einfluß. Auch Bulgariens Haltung sei zweideutig. Es warte ab, was ihm den größeren Vorteil bringe. Türkischer Militärbevollmächtigter sei in Sofia nur heimlich und von untergeordneten Stellen empfangen worden, Buxton dagegen sogar vom König eingeladen worden. Toscheff und Ghenadieff säßen dauernd beim hiesigen russischen Botschafter. Nur der Ausgang der großen Schlacht in Österreich und Frankreich könne Wandel schaffen.

Nach Envers Ansicht wird es sich empfehlen, daß Mahmud Mukhtar Pascha bearbeitet wird, damit auch er eine Fahrt der gesamten Flotte ins Schwarze Meer sowie nach den rumänischen und bulgarischen Häfen dringend fordert.>


[Wangenheim]
[Auswärtiges Amt an Jagow 22.9.]

No. 526

Der K.B. [Königliche Botschafter] in Konstant. telegr. unter Nr. 847: "< >"

Auf Mahmud Mukhtar Pascha wirke ich wieder und im Sinne vorstehender Anregung ein. Er versichert mir regelmäßig, daß er der Pforte gegenüber nachdrücklich für schleunige aktive Betätigung der gesamten Flotte im Schwarzen Meer eintrete.


[Zimmermann]



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