1916-06-25-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 20200
Zentraljournal: 1916-A.S.-2073
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 06/28/1916
Telegramm-Ankunft: 06/29/1916 02:00 AM
Praesentatsdatum: 06/29/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 450
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 25. Juni 1916

aufgg. den 28. Juni


Geheim.

Der bevorstehende griechische Wahlkampf wird das 1 1/2jährige Ringen zwischen der Königs- und der Venizelos-Politik zur Entscheidung bringen müssen.

Ein Wahlsieg Venizelos ist, so wie sich die Dinge heute zugespitzt haben, so gut wie gleichbedeutend mit dem Übertritt Griechenlands in das Lager unserer Gegner. Sollte auch die Dynastie fest bleiben, so wird eben Herr Venizelos eine andere Staatsform finden, in deren Rahmen er seine Ziele verfolgen wird.

Für uns ist die Frage des Augenblicks m.E. so zu formulieren: Wird im entscheidenden Moment, d.h. etwa um die Wende der Monate August/September Griechenlands Neutralitätspolitik und Militär voraussichtlich noch so großen Wert für uns haben, daß wir bereit sein müssen, jetzt eine hohe eventuell sehr hohe Summe dafür anzulegen?

An den Mitteln unserer Gegner zu gemessen, werden wir über mindestens 2 1/2, besser über 3 Millionen Francs verfügen müssen, um einigermaßen geltend in den Wahlkamp eingreifen zu können.

Und auch dann muß ich nach pflichtmäßiger Überzeugung betonen, daß das Risiko groß bleibt und für einen Erfolg nicht eingestanden werden kann, namentlich in allen Bezirken, wo neben jeder Wahlurne Ententespäher zu finden sein werden, kann auch der kühnste Optimist auf einen günstigen Ausgang nicht rechnen.

Andererseits aber ist, selbst im Falle eines Fehlschlagens, wenigstens das letzte noch verfügbare Mittel, um Griechenland neutral zu halten, nicht unversucht geblieben.


[Graf von Mirbach]



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