Wir gestatten uns hierdurch die ergebene Bitte auszusprechen, uns, falls irgend angängig, Nachricht über den Verbleib und das Befinden nachstehend angeführter Personen aus Eski Schehir zukommen zu lassen, welche sich sämtlich im Februar d.J. in Aleppo befunden haben sollen:
1 Anlage (Abschrift des Eingangs) (Brief ist der Anatolischen Eisenbahn mit Bitte um Beförderung zu übersenden.
2) Abschrift des Eingangs ist dem K. Konsulat in Aleppo zum Bericht und mit dem Bemerken zu übersenden, daß eine entsprechende Anfrage an Herrn Schulleiter Döhring in Eskischehir gerichtet worden ist.
3) Wvl [Wiedervorlage] nach 2 Monaten ev.
[Botschaft an den Leiter der Eisenbahnschule in Eskischehir (Döhring) 29.9.]
Hr. Referendar Voigt legte mir am 14. d.Mts. die Anlage vor. So viel mir erinnerlich hat der Frankfrurter Verein vom Roten Kreuz (Ausschuß für Deutsche Kriegsgefangene - Ausländer-Abteilung) für ähnliche Nachforschungen wiederholt die Kais. Botschaft in Anspruch genommen. Die Korrespondenzen hierüber dürften in B stecken.
Bitte um Beifügung der betr. Piecen.
Herr Ref. Voigt geantwortet am 17.10.
Bezüglich der in Sie gelangten Anfrage möchte ich Folgendes bemerken:
1) Kirischdjian Gabriel aus Amassia und
2) Ohanian Toros aus Trapezunt:
über 1) könnte evtll. Hr. Dr. Zimmer (Adr. zu erfragen durch Max Bachmann) Anhaltspunkte geben; No. 2 dürfte bei dem Massacre der „Intellektuellen“, das der Austreibung der Armenier von T.[rapezunt] vorausgegangen sein soll, umgekommen sein.
Das Konsulat Samsun, bei dem wir früher gelegentlich nach Armeniern gefragt haben, hat in keinem einzigen Falle Auskunft geben können. Immerhin würde ich wegen Ohanian den Versuch machen, da ja Hr. Dr. Bergfeld aus Trapezunt z.Z. dort seinen Amtssitz hat.
Tschilingirian ist s.Z. auf dem Transport von Tschangri nach Angora von Räubern überfallen und niedergemacht worden; seiner Witwe ist darüber wiederholt von uns Nachricht gegeben worden. Sie scheint aber noch immer zu hoffen, daß er am Leben ist und irgendwo versteckt gehalten wird.
Durch ein Versehen der Kanzlei ist das Schreiben des F.V. [Frankfurter Verein] an das Gkslt. hier als Eingang journalisiert worden. Das frgl. Schreiben des F.V. datiert vom 2. d.Mts. T.N. Him/5871 Z.B.
unter Beifügung von 7519 ergebenst zurückgesandt. Würden Sie der Einheitlichkeit halber vielleicht die Weiterverfolgung der Nr. 7519 übernehmen?
Erst heute ist es mir möglich, der Kaiserlich Deutschen Botschaft auf das gefällige Schreiben II 7519 v. 29/9. zu antworten. Gern bin ich der Aufforderung nachgekommen, über den Verbleib und das Befinden der in der Anlage aufgeführten Personen Nachforschungen anzustellen. Leider ist das Ergebnis recht mager. Am Orte selbst machte ich eine Schwester des vertriebenen Familienvaters ausfindig, die auch nur angeben konnte, dass sich die Gesuchten zuletzt in Aleppo befanden. Seither ist auch sie ohne jedes Lebenszeichen von ihnen. Sie gibt an, der älteste Sohn, Agopdjian, 28 Jahre alt, sei gestorben, während sich ein anderer Sohn, Arsen Effendi Garabedian, als Kaufmann in Wien aufhält.
Um genaueres über den Verbleib obiger Familie zu erfahren, wandte ich mich an einen seit drei Jahren in Aleppo stationierten armenischen Bahnbeamten, der längere Zeit bei fraglicher Familie in Eski-Schehir gewohnt hat und sicherlich mit ihr dort zusammengetroffen ist. Bis heute steht dessen Antwort leider noch aus. Falls ich von diesem Herrn, der wohl nach Sachlage am besten geeignet sein dürfte, irgendeine zuverlässige Auskunft zu geben, Bescheid erhalte, werde ich mich beehren, der Kaiserlich Deutschen Botschaft umgehend Bericht zu erstatten.
In vorzüglichster Hochachtung
Soeben geht mir noch folgende Mitteilung hierüber zu: nach einem vor 7 - 8 Monaten hier eingetroffenen Briefe der Frau Husni Tchighirganian seien die 4 übrigen Mitglieder der Familie, Vater, Mutter, ihr Mann Agopdjian und der jüngste Sohn Michael gestorben. Die Adresse dieser Frau lautet: Madama Vve. Husni Tchighirganian - Eglise Catholique - Sandjak Deyr-Zor.
Die Familie des oben erwähnten Wiener Kaufmann Arsen Tchighirganian wohnt zur Zeit in Soultanié im Vilayet Konia.
Ein weiteres Mitglied dieser Familie, Stépan Tchighirganian, tut Militärdienst in der türkischen Armee.
[Botschaft an Frankfurter Verein vom Roten Kreuz 16.11.]
Nach einem vor 7 - 8 Monaten in Eski-Schehir eingetroffenen Briefe der Frau Husni Tchigirganian sind die übrigen Mitglieder der Familie - Vater, Mutter, Agopdjian und Michael - gestorben; als Adresse dieser Frau wird angegeben: Mme Vve Husni Tschighirganian in Deir-Zor Eglise Catholique.
[Botschaft an den Leiter der deutschen Eisenbahnschule Eskischehir (H. Döring) 16.11.]