1914-12-04-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20174
Zentraljournal: 1914-A.S.-2856
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 12/04/1914 04:20 PM
Telegramm-Ankunft: 12/04/1914 08:25 PM
Praesentatsdatum: 12/05/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 742
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Gesandte in Athen (Quadt zu Wikradt und Isny) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 742.

Athen, den 4. Dezember 1914

Streng geheim.

Erfahre aus sicherer Quelle, die keinesfalls auch nicht etwa durch Weitergabe des Inhalts kompromittiert werden darf, folgendes:

In einer Unterredung zwischen Sassonow und griechischem Gesandten in Petersburg sagte Sassanow „Zustand österreichischer Armee sei im allgemeinen sehr schlecht. Serbien brauche aber griechische Hilfe. Venizelos habe England und Frankreich erklärt, er werde alles tun um Serbien zu retten, dessen Ruin Gefahr für Griechenland bedeuten würde. Er habe noch einmal Rumänien aufgefordert, Griechenland gegen einen eventuellen bulgarischen Angriff zu schützen. Er glaube zwar nicht, daß Bulgarien wagen würde, etwas gegen Griechenland und Serbien zu unternehmen oder daß es dazu imstande sei, wenn es aber bei seiner zweideutigen Haltung bleibe, würden Serbien Griechenland und Rumänien eine Block dagegen bilden. Im Falle einer Mitwirkung versprach Sassonow Griechenland ein Stück Albanien bis Scoumbie. Er sagte weiter, er habe soeben nach Bukarest telegraphiert, um anzufragen, ob Rumänien gedenke, sich am Krieg zu beteiligen oder nicht. Serbischer Generalstab müsse hierüber sogleich orientiert werden, da es von der Haltung Rumäniens abhänge, ob Serbien die Bewachung der Donau aufrechterhalten könne oder nicht.“

Auch die serbische Regierung hat einem griechischen Vertrauensmann gegenüber - anscheinend einem in vertraulicher Mission in Nisch weilenden Mitglied hiesiger englischer Mission - Bitte um Hilfe Griechenlands ausgesprochen. Militärische Lage Serbiens sei nicht so zufriedenstellend, als zu wünschen wäre.

Im Anschluß hieran und mit Bezugnahme auf Telegramm Nr. 740 {A 33323} melde, daß gestrige Kollektivdemarsche der Ententevertreter bezweckte Griechenland zur Hilfeleistung für Serbien zu bewegen. Erfahre streng vertraulich aus obengenannter Quelle, daß nach langer Unterredung zwischen König und Venizelos, die volle Übereinstimmung ergab, Griechenland abgelehnt hat. Venizelos soll sehr erregt über Pression der Entente sein, da er einerseits Serbien nicht helfen, andererseits es mit der Entente nicht verderben will.


[Quadt]
[Zimmermann am 6.12. an Botschafter Rom (Nr. 865)

Geheim.

Zur streng vertraulichen Verwertung nur bei Sonnino. Aus unbeding zuverlässiger geheimer Quelle wissen wir daß die Entente die nördliche Hälfte Albaniens den Serben die südliche den Griechen angeboten hat. Serbien soll dadurch zur Abtretung Mazedoniens an Bugarien Griechenland zur Hilfeleistung gegen Österreich veranlaßt werden.

Randbemerkung Zimmermanns: Ich habe Hn. Bollati heute eine gleiche Mitteilung gemacht die ihn anscheinend stark beeindruckte.



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